Rezension

Ungewöhnlich, bewegend und doch mutmachend

Die Vorhersage -

Die Vorhersage
von Nikki Erlick

Bewertet mit 5 Sternen

Was würde sich ändern, wenn wir wüssten, wann unsere Zeit vorbei ist? Welchen Einfluss hätte es auf unsere Beziehungen und Entscheidungen? Würde der Faktor Lebenszeit eine weitere Dimension für Ungleichheit sein?

Um diese Fragen dreht sich . Das Gedankenexperiment startet mit schlichten Holzboxen, die eines Tages jede volljährige Person erreichen. Darin verborgen: Der eigene Lebensfaden. 

Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Boxen sowie die individuellen Konsequenzen und gesellschaftlichen Veränderungen erleben wir aus verschiedenen Blickwinkeln. In diesem Fall habe ich die Menge an Perspektiven durchaus als bereichernd empfunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unterschiedlich oder auch ähnlich Lebenswirklichkeiten sein könnten. Will ich die Box öffnen? Was, wenn meine Partnerin einen kürzen Faden hat? Oder einen längeren? Behalte ich den Job, der mich nicht erfüllt, und halte ich an Bekanntschaften, die mir nicht guttun, fest, wenn mir meine eigene Sterblichkeit mit einem festen Zeitpunkt vor Augen geführt wird? Gewinne ich eine gewisse Leichtigkeit, wenn ich über das Wissen verfüge – oder hemmt es mich?

Thematisch ist das Buch sicher keine leichte Kost. Dies hat auch dazu geführt, dass es mir nicht leicht gefallen ist, mein Leseempfinden in Worte zu fassen. Ich habe gegrübelt, gelacht, mich furchtbar geärgert und mir Tränen aus dem Gesicht gewischt, bevor sich die Seiten wellen, und trotzdem hatte ich am Ende ein eher positives Gefühl: Wichtig ist, was wir aus unserem Leben machen. 

Nicht jeder Aspekt der Geschichte wird letztendlich aufgelöst. In meinen Augen war dies jedoch auch gar nicht nötig, um eine berührende Geschichte zu erzählen. 

Insgesamt war ein überraschender Glücksgriff. Gleichzeitig denke ich, dass Achtsamkeit im Umgang mit sich und den eigenen Gefühlen beim Lesen nötig sein kann. Für mich hat der leichte Erzählstil die Waage halten können.