Rezension

Ungewöhnlich und dadurch überraschend gut

Das Rosie-Projekt - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt
von Graeme Simsion

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Rosie-Projekt" handelt von Don Tillman, der ein vollkommen durchstrukturiertes Leben führt. Doch irgendwann merkt er, dass ihm noch die perfekte Ehefrau an seiner Seite fehlt. Er entwirft einen sehr detaillierten Fragebogen, der ihm zum Glück führen soll. Als er die von seinem Freund Gene empfohlene Rosie kennen lernt, ist er überrascht. Sie ist all das, was er sich nicht bei einer Ehefrau wünscht. Dennoch unterstützt er als Genetiker Rosie darin ihren leiblichen Vater aufzuspüren. Bei dem gemeinsamen Abenteuer begfreift Don, dass er ihm umdenken muss...

Das Geniale an diesem Buch ist sicherlich der Einstieg. Man hat einen Klappentext, der so oder so ähnlich auch schon bei anderen Autoren zu lesen war. Man weiß, dass dieses Buch gehypt wurde, gibt ihm also eine Chance und taucht dann in die Lebenswelt eines Mannes ein, wie ich es so noch nicht gelesen habe. Es ist anders, es ist amüsant, es ist richtig charmant. Auf Grund des Titels hätte man erwarten können, dass es Rosie mit ihrer schrägen Art sein wird, die die Handlung trägt, aber der Held dieser Geschichte ist definitiv Don Tillman.

Dadurch, dass man ja an keiner Stelle aus einer anderen Perspektive einen Blick auf das Geschehen werfen kann, ist man an Dons Perspektive gebunden, aber das war mir egal, denn es hat mir wirklich geholfen, seine Denkweise nach und nach besser zu verstehen. Es hat mich gefreut ihn bei seinen Abenteuern zu begleiten und zu sehen, wie er sich öffnet und sich selbst zu verlieren. Don war einfach eine Figur, der man ein Happy End gewünscht hat.

Rosie ist im Gegensatz dazu recht unauffällig. Sie hat nichts Verrücktes an sich, ihr angeblich "verkorkstes Leben" ist so nicht nachzuempfinden. Ich denke, dass sie für Don genau die richtige Frau ist, aber sie ist keine Figur, die mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird. Das mag an meiner vorherigen Bemerkung liegen, dass die Geschichte klar auf Don konzeptiert ist und dass er die Herzen der Leser im Sturm erobern soll.

Der Aufbau der Geschichte war gut. Dons Reaktionen waren mir schlüssig und wie er langsam realisiert, dass Rosie ihm was bedeutet und dass er sich dann ins Zeug legt. Am Ende war mir doch alles etwas schnell erzählt. Hinzu kommt, dass dieser Erzählstil vom Anfang nicht durchgehend beibehalten wurde. Im Grunde verliert er schon etwas von seiner Persönlichkeit, um zwar Neues zu gewinnen, aber der Erzählstil wird dadurch trotzdem normaler, weil Dons Perspektive sich ändert. Daher habe ich auch große Zweifel, wie ein zweiter Teil überhaupt noch funktionieren soll, denn dann ist der Charme des Besonderen ja vollends aufgebraucht.

Fazit: "Das Rosie-Projekt" hat mich durch seine Hauptfigur und durch seinen Blick auf die Welt fasziniert. Ich musste viel lachen und habe Don gerne begleitet. Rosie als Gegenpart war leider nicht ähnlich spektakulär und so kann das Niveau der Erzählung nicht über die ganze Länge gehalten werden. Da Ende ist etwas knapp geraten und vielleicht liest man sich am Stil des Buches auch satt. Ich kann dies nicht endgültig für mich klären, aber empfehlen würde ich dieses Buch jederzeit weiter, denn unterhalten durch die Ungewöhnlichkeit habe ich mich definitiv gefühlt!