Rezension

Ungewöhnlich und verwirrend

Wicker King
von Kayla Ancrum

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jack und August sind beste Freunde und näher als es erst den Anschein hat. Nach und nach entwickeln sich bei Jack Halluzinationen in denen er, in einer sonderbaren Welt, die nur er sieht, ein gefeierter König, der Wicker-King, ist und August ein ehrenwerter Ritter. Durch das plötzliche und vermehrte Auftreten dieser Trugbilder geht es Jack zunehmend schlechter und August lässt sie immer weiter in diesen Irrsinn mit hineinziehen, bis alles in einem großen Chaos endet...

Der Klappentext konnte mich sofort begeistern, da er sehr mysteriös und undurchschaubar klingt. Beim Lesen hatte ich die Vorstellung dass Realität und Fantasie gegenüber gestellt werden, und zwar so, dass nicht ersichtlich wird ob es diese fantastische Welt wirklich gibt oder tatsächlich nur in der Einbildung existiert. Das Buch hat dahingehend dann doch andere Schwerpunkte gesetzt und es zwar ziemlich schnell ersichtlich, dass es sich um eine krankhafte Veränderung handelt.
Das physische Buch sieht einfach umwerfend aus und ich habe selten ein so schönes und aufwendig gestaltet Buch gesehen. Golden glänzende Formen auf schwarzem Grund und auch ohne Umschlag ein Hingucker schlechthin. Besonders ist außerdem, dass die Blätter umso dunkler werden, je schlimmer Jacks Halluzinationen werden und gut den seelischen Zustand widerspiegeln, den Jack erleidet, aber auch seine Beziehung zu August, beschreibt. Doch mit diesem Farbumschwung habe ich mich auch immer weniger in die beiden hineinfühlen können.

Der Anfang war noch vielversprechend, wenngleich ich die Abhängigkeitsbeziehung der beiden unheimlich und beunruhigend fand, doch je fortschrittlicher die Handlung wurde, desto weniger konnte ich die beiden verstehen, besonders Jacks Zustand hat mich zunehmend verwirrt und ehrlich gesagt ratlos zurückgelassen. Da empfand ich die Geschichte nur noch als komisch und unverständlich. Die späteren Szenen, nach dem verheerenden Ende ihres "Fantasyspiels" - auch wenn es für Jack durchaus real erschien - brachten noch andere Facetten und Sichtweisen in das Buch, welche mehr Hintergrundinformationen enthielten und auch das zentrale Thema der Co-Abhängigkeit behandelten. Das Ende war dann doch ganz versöhnlich und auf schräge Art und Weise positiv. Zwar werden zum Schluss keine Hilfen angeboten, welche die vernachlässigten beiden Jugendlichen aus ihrer misslichen häuslichen Lage befreien, aber sie haben immerhin sich und möglicherweise entwickelt sich da noch etwas anderes.

Die Handlungen und Charaktere waren mir zu oberflächlich beschrieben und auch die "dunkleren" Anteile wurden umso verwirrender und unnachvollziehbar, je weiter die Geschichte sich entwickelte. Entsprach leider nicht meinen Erwartungen, weil dazu die Tiefe fehlte und einige Aspekte nur angeschnitten wurden, allerdings nicht ausreichend behandelt.