Rezension

Ungewöhnliche Beziehung

Fünf Tage im Mai - Elisabeth Hager

Fünf Tage im Mai
von Elisabeth Hager

Bewertet mit 4 Sternen

Illy wächst in einem typischen österreichischen Dorf auf, gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Uropa dem Fassbinder Tatka.
Das ansprechende Cover fällt bereits ins Auge, es ist nicht zu aufdringlich. Der Klappentext klingt vielversprechend und ich kann bereits jetzt verraten, dass man absolut nicht enttäuscht wird.
Illy klingt zu Beginn wie eine alte, weise Frau und weniger wie ein Kind, das kurz vor der Kommunion steht. Sie ist witzig und schlagfertig und besitzt äußerst kluge Gedanken. Tatka verkörpert den Fels in der Brandung, der seiner Urenkelin immer mit einem Rat zur Seite steht und bedingungslos für sie da ist. Er ist rotzfrech und ehrlich und nimmt in seinem hohen Alter kein Blatt mehr vor den Mund. Das macht ihn unheimlich sympathisch. Er arbeitet immer noch als Fassbinder, die Schilderungen seiner Arbeit in diesem Buch sind sehr interessant und eine gelungene Ergänzung zur eigentlichen Handlung. Illy beobachtet ihn oft in seiner Werkstatt und so entstehen die unvergleichlichen gemeinsamen Gespräche und Momente in Tatkas Werkstatt. Eine wahre Freude Teil dieser Szenen zu sein.
Die Liebe darf natürlich auch nicht fehlen und kommt in Form eines Namenseintrages in Illys Schulatlas. Tristan Unger tritt tatsächlich in Illys Leben und ihre gemeinsame Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Als Leser wünscht man sich einen anderen Freund für Illy, merkt aber auch, dass sie diese Erfahrung reifen lässt und sie vielleicht einfach nötig war.
Ich liebe die authentische österreichische Sprache im Buch. Elisabeth Hager erzählt eine wunderbare Urenkel-Urgroßvater Beziehung. Beide gehen wahnsinnig liebevoll miteinander um und lernen vom jeweils anderen. Tatka liebt seinen Job und besitzt einen tollen Umgang mit Holz. Sätze wie „Holz arbeitet. Des is‘ nit tot, nur weils einer vom Stamm g’schnitten hat. Des muss in seiner neuen Form ja weiterleben.“ lassen einem das Herz aufgehen.