Rezension

Ungewöhnliche Fälle

Verbrechen - Ferdinand von Schirach

Verbrechen
von Ferdinand von Schirach

Wieder ein von Schirach, aber so ganz anders als "Die Würde ist antastbar". Es geht diesmal gar nicht um ihn und seine Familie, dafür um Fälle, die er als Anwalt miterlebt hat - und da sind so einige "Kracher" dabei. Allerdings: völlig emotionslos, absolut sachlich geschrieben. Dadurch fiel es zumindest mir um einiges leichter, mir mein Bild über die "Täter" zu machen. Sind die Täter nicht manchmal selbst Opfer? Oder waren sie so lange Opfer, dass sie selbst Täter wurden - ohne es eigentlich zu wollen? Aus Mangel an Alternativen? 

Von Schirach lässt hier jedem die Möglichkeit offen, sich selbst ein Bild zu machen...und man erfährt zeitgleich, was für abstruse und grausame Verbrechen verübt werden. Recht und Gerechtigkeit? Auch so eine Sache...darüber kann man sich bei diverse Fällen selbst ein Urteil bilden: war die "Strafe", die der Täter dem Opfer auferlegt hat gerecht? War der Täter im Recht? Oder ist nur die Strafe, die das Gericht verhängt gerecht?

Ich werde mir wohl noch weitere von Schirach zulegen - mir gefällt vor allem, wie er einem nicht die Lösung/das Urteil/den Täter einfach präsentiert, sondern unzählige Denkanstöße gibt und man so sein eigenes Fazit erhält. Gleichzeitig ging bei mir ein ganz anderer Prozess los: wie kamm man als Anwalt all das verarbeiten? Wie kann man seine eigenen Emotionen so ausschalten, dass man fair und im Sinne des Gesetzes (und des Mandanten) agiert? 

Fragen über Fragen...lest selbst und findet eure ganz eigene Antwort!