Rezension

Ungewöhnliche Sichtweise

Eine bittere Wahrheit
von Nicci French

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich schon einige Bücher von Nicci French gelesen hatte und auch das sympathische Ehepaar einmal bei einer Lesung erleben durfte, bekam ich dieses Buch bei der Leserunde und habe mich sehr gefreut.

Tabitha Hardy sitzt im Gefängnis in U-Haft. Sie wird beschuldigt ihren Nachbarn, der einmal ihr Lehrer war und sie sexuell missbraucht hat, ermordet zu haben. Doch sie ist unschuldig. Nachdem ihre Anwältin sie dazu bringen wollte, auf Todschlag zu plädieren, entlässt sie die Frau und will sich selbst verteidigen. Das ist kein einfacher Weg, denn sie bekommt nur spärliche Informationen und ist auf die Hilfe anderer Menschen außerhalb des Gefängnisses angewiesen. Darum zu bitten fällt ihr nicht leicht, denn sie ist eine Einzelgängerin, die nie enge Freundschaften schließen konnte.

Das Buch ist ganz aus der Perspektive von Tabitha erzählt, was auch den besonderen Reiz der Geschichte ausmacht. Die junge Frau leidet an Depressionen, manchmal kann sie kaum aufstehen. Doch der Alltag im Gefängnis zwingt sie in eine feste Struktur, was ihr gut tut. Auch durch die Arbeit an ihrer Vereteidigung hat sie Ablenkung und Beschäftigung. Die wenigen Menschen, die an ihrer Seite stehen, ermutigen und bestärken sie.

Besonders spannend fand ich den Prozess. Das ständige Auf und Ab zwischen Hoffnung und Verzweiflung ist ausgesprochen intensiv zu lesen und lässt niemanden kalt. Das überraschende Ende wird natürlich nicht verraten!

Dieses Buch hat mir besser gefallen als die Frieda-Klein-Reihe der beiden Autoren. Es liest sich locker weg und enthält alles, was ein guter Krimi braucht. Dabei ist es mit psychologischem Feingefühl geschrieben. Tabithas Stimmungsschwankungen und Ausbrüche passen zur Person, man kann sich gut in sie hineinversetzen.

Ein wirklich lesenswerter Krimi und auch als Geschenk für Weihnachten zu empfehlen!