Rezension

Ungewöhnliche und spannende Geschichte aus dem 1. Weltkrieg

Die Spur der Stachelbeeren - Ulrike Ladnar

Die Spur der Stachelbeeren
von Ulrike Ladnar

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch führt den Leser in das badische Ludwigsburg in die Zeit des 1. Weltkrieges bis kurz nach dessen Ende. Lynn, deren englische Mutter früh verstorben ist, führt an deren Stelle den Haushalt. Ihr älterer Bruder Michael ist im Krieg. Näheres weiß Lynn nicht. Ihr jüngerer Bruder träumt davon, seinem großen Bruder nachzueifern. Der Vater hat sich in seinem Kummer von der Familie zurückgezogen. Unterstützung erfährt Lynn durch die Haushaltshilfe Bertha. Die Versorgungslage wird im Laufe des Krieges immer schlechter und das Herstellen einer Mahlzeit wird zur Herausforderung. Gut, dass die Familie über einen kleinen Garten verfügt, den Lynn liebevoll hegt. Dort wachsen auch Stachelbeeren, mit denen Lynn viele Erinnerungen verbindet.Zusätzlich zur Hausarbeit leistet Lynn Dienst im Hospital. Eines Tages erscheint sie nicht zur Arbeit. Niemand weiß, wo sie ist. Als sie nach Wochen zurück kommt, ist sie verändert. Inzwischen gibt es beunruhigende Gerüchte über ihren Bruder Michael, der ein Verräter sein soll. Lynn gerät sogar unter Mordverdacht.

Man muss sich auf dieses Buch einlassen, auf die ungewöhnliche Erzählweise und auf die zum Teil verstörenden Ereignisse. Die Belohnung dafür ist ein wunderbares Leseerlebnis und Einblicke in die Lebensverhältnisse einer badischen Kleinstadt während des 1. Weltkrieges. Lynns Geschichte, wie sie versucht die Familien zusammenzuhalten und dafür ihre eigenen Lebensträume aufgibt, hat mich tief berührt. Mit viel Humor schildert die Autorin, die Versuche der Haushaltshilfe Bertha, sich der englischen Küche zu näheren. Spannend die Geschehnisse um Lynns Verschwinden und den ihr zur Last gelegten Mord; versöhnlich und voller Hoffnung das Ende. Man will weinen, dann wieder lachen oder sich empören über empfundene Ungerechtigkeiten. Es ist auf jeden Fall ein Buch, das mich bewegt hat.