Rezension

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Ungewöhnlicher Jugendroman

The Hurting - Lucy van Smit

The Hurting
von Lucy van Smit

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die junge Nell lebt in schwierigen Familienverhältnissen auf und muss mit einer kranken Schwester und einem religiös-fanatischen Vater klarkommen. In den rauen Wäldern Norwegens fühlt sie sich einsamer denn je, bis sie eines Tages den wölfischen Lukas kennenlernt, der sie sofort verzaubert und ihr die schönen weitstgehend sorgenfreien Seiten des Lebens zeigt. Doch was verbirgt Lukas auf seinem Handy und warum fordert er von ihr ein Baby zu entführen? Was steckt wirklich hinter seinem selbstlos scheinenden Verhalten Nell gegenüber?

 

Der Anfang fiel mir etwas schwer, da ich den Schreibstil nicht angenehm zu lesen fand und er die Protagonisten auch sehr distanziert darstellt, sodass ich keinerlei Beziehungen zu ihnen aufbauen konnte. Unheimlich unsympathisch fand ich Nells Schwester Harper und ihren Vater, die unaustehlich sind und Nell das Leben mit haltlosen Behauptungen und Lügen erschweren (z.B. dass ihre Mutter sie nur wegen Nell verlassen hat, da sie sie nicht mehr ertragen konnte) und sie zur Selbstaufgabe zwingen. Einerseits ist Harpers Verhalten ihrer Krankheit geschuldet und entschuldigt ihre grobe Art teilweise, dennoch hatte ich den Eindruck sie liebte es Nell zu schickanieren, einfach weil sie es konnte, ohne auch nur einmal an Nells Gefühle zu denken. Die Gedankengänge von Harper sind ziemlich egoistisch und schwer nachzuvollziehen. Oftmals wirkte es so als könnte sich Harper alles erlauben weil sie die arme Kranke ist und Nell sollte am besten das gleiche Leid erfahren, da es sonst unfair wäre. Total abstruse und undankbare Haltungen. Der Vater hält viele fanatisch geprägte Predigten und redet über Sünden, ist selber aber nicht besser und sucht den Trost, den sie alle in Gott finden sollen, im Alkohol. Nell wirkt so unglaublich jung und naiv, und fällt auf die erstbesten Versprechungen eines Jungen herein, die wohl ihrem verkorksten Leben geschuldet sind. Oftmals habe ich mich gewundert, dass sie überhaupt noch bei der Familie bleibt und wie sehr sie ihre Schwester liebt, obwohl alle nur auf ihr herumtrampeln und sie benutzen, erniedrigen, demütigen und misshandeln. Der erste Abschnitt gefiel mir sowohl hinsichtlich der Personen als auch des Schreibstils nicht.

Besser wurde es dann, als Nell sich endlich von ihrer Familie löst und sich Lukas anvertraut. Doch dieser spielte ein böses hinterhältiges Spiel. Einige Kapitel, die aus seiner Sicht geschrieben sind, waren mir unheimlich, da seine Gedanken und Gefühle undurchschaubar sind und ihnen nicht zu trauen ist. Diese unterschwellige Bedrohung zieht sich durch das ganze Buch, wenn Lukas auftaucht. Die Offenbarungen haben mich doch überrascht und teilweise erschüttert. Sie waren perfekt in die Geschichte hintegriert und haben Spannung gebracht, die mir im ersten Abschnitt fehlte. Manchmal wirkte es als würde die Handlung in eine bestimmte Richtung laufen und plötzlich änderte sich diese und es geschah doch anders. Diese abrupten Wechsel gefielen mir und haben das Lesevergnügen nocht erhöht und eine tolle Geschichte kreiert. 

Fazit: Eine ungewöhnliche und dadurch besondere Geschichte mit düsterer Umgebung und noch düsteren Abgründen, die sich in den Protagonisten verbergen.