Rezension

Ungewöhnlicher Krimi mit schwarzem Humor und sehr unterhaltsam und voller Überraschungen! Aber: teilweise brutal und derb.

Ruhet in Friedberg - Rudolf Ruschel

Ruhet in Friedberg
von Rudolf Ruschel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Wie lässt man am unauffälligsten eine Leiche verschwinden?

Gemeinsam im Sarg mit einer weiteren und hochoffiziell bei einer Beerdigung zu Grabe getragen.

Zu dumm, dass ausgerechnet die Aushilfen beim Bestattungsunternehmen, die Freunde Andi und Fipsi, misstrauisch werden. Die Sageträger kommen ganz schön ins Schwitzen und für einen vom Krebs gezeichneten Leichnam ist der Verstorbene viel zu schwer. Was verheimlichen die Bestatter Macho, Gustl und Hubsi?

Eine nächtliche Ermittlung soll Klarheit schaffen. Dass sich Andi und Fipsi dabei sogar tief in Mafia-Kreise verstricken, hätte niemand erwartet.

 

Mein Eindruck:

Der Schreibstil ist ungewöhnlich und es hat etwas gedauert, bis ich mich eingelesen habe. Nicht weil es sprachlich hochgestochen sondern eher aufgrund von unkonventionellem Satzbau (Umgangssprache?) und österreichischen Floskeln und Redewendungen.

Gleich zu Beginn gibt es eine Kurzübersicht über die wichtigsten Personen, wofür ich immer sehr dankbar bin, da man so schnell zurückblättern kann und niemanden verwechselt.

Eine überraschend große Anzahl an Charakteren neben den Protagonisten Andi und Fipsi und ebenfalls unerwartet viele Handlungsstränge und Schauplätze sorgen für Abwechslung und - wenn man nicht aufmerksam liest - gelegentlich für Verwirrung.
Die beiden Freunde sind ein ungleiches Paar und ihre Eigenheiten werden im Laufe der Geschichte sehr gut herausgearbeitet.
Fipsi unnützes aber interessantes Wissen (Woher stammt die Redensart "im Dreieck springen"?) ist sehr unterhaltsam.
Während Fipsi als liebenswerter Schussel die treibende Kraft der Freundschaft ist, ist Andi auffallend oft mit sich und seiner heimlichen Beziehung zu Vali (für die auch Fipsi schwärmt) beschäftigt bzw. immer auf seinen Vorteil bedacht.
Die Spurensuche, die den Leser teilweise aus dem Provinznest heraus nach Wien und ins Milieu der Mafia führt, ist bis auf einige Längen interessant und spannend gestaltet.
Insbesondere die Nebenhandlungen nehmen überraschende Wendungen und irgendwann wird klar: ganz normal sind die Bewohner von Friedberg alle nicht. Von Frieden ganz zu schweigen.
Die Morde häufen sich und es fällt nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Jeder ist verdächtig und jeder misstraut jedem.

 

Stellenweise sind Passagen - nicht nur die Morde - jedoch erschreckend brutal, derb und zu sehr unter der Gürtellinie.

Das überraschende Ende und insbesondere der Epilog in Verbindung mit der Kurzbiografie des Autors haben das Ruder abschließend noch einmal herumreißen können.

Ein unkonventioneller und genialer Abschluss. 

 

Fazit: 

Ein unterhaltsames Lesevergnügen trotz einiger Längen dank rabenschwarzem Humor, interessanter Charaktere und ungewöhnlichem Schreibstil mit österreichischem Einschlag.

Aufgrund brutaler Szenen jedoch nichts für zartbesaitete Leser.

 

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Rezensiertes Buch: "Ruhet in Friedberg" aus dem Jahr 2020