Rezension

Unglaublich berührende Geschichte, mit der man schöne Lesestunden verbringen kann

Morgen kommt ein neuer Himmel
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 4 Sternen

„Ich schaue aus dem Fenster und versetze mich zurück in eine andere Zeit, eine Zeit, als ich mutig und furchtlos war, überzeugt, dass meine Träume Wirklichkeit werden würden. Aber dann kam es, wie es kommen musste: Ich lernte, dass sich nicht alles nur um mich dreht.“ (S.79)

Als Brett 14 Jahre alt war, hatte sie noch große Pläne für ihr Leben, festgehalten auf einer Liste mit Lebenszielen. Heute, mit 34 Jahren, ist die Liste vergessen und Brett mit dem zufrieden, was sie hat: einen Freund, einen Job, eine schicke Wohnung. Doch als ihre Mutter Elizabeth stirbt, taucht die Liste wieder auf: Aus dem Mülleimer gefischt, hat ihre Mutter die Liste aufgehoben, und deren Erfüllung zur Bedingung gemacht, damit Brett ihr Erbe erhält – und zwar innerhalb von 12 Monaten…

Meine Meinung

  • Handlung/ Verlauf der Geschichte

Brett ist total am Boden zerstört, als wir sie am Anfang der Geschichte kennenlernen. Ihre Mutter ist erst vor kurzem gestorben und Brett vermisst sie natürlich schrecklich. Vor allem da sich die beiden immer sehr nahe standen und Brett sich bis zum Schluss um sie gekümmert hat. Darum ist es für sie auch ein großer Schock als sie im Testament ihrer Mutter kaum bedacht wird, obwohl sie fest damit gerechnet hatte die Familienfirma zu übernehmen. Doch ihre Mutter hat sich für ihre Tochter etwas anderes ausgedacht…Und zwar lässt sie ihr eine Liste zukommen, auf der Brett ihre Lebensziele festgehalten hat. Das Problem: Die Ziele sind mittlerweile rund 20 Jahre alt und damit alles andere als aktuell. Elizabeth scheint das allerdings nicht im Geringsten gestört zu haben, denn sie möchte das Brett die 10 Ausstehenden in Angriff nimmt und innerhalb von einem Jahr abarbeitet.

Verständlicherweise, ist Brett erst einmal vollkommen sprachlos und wütend, da sie einfach nicht verstehen kann warum sich ihre Mutter so in ihr Leben einmischt und es dermaßen auf den Kopf stellen möchte. Denn eigentlich ist sie ganz zufrieden damit und denkt gar nicht daran irgendetwas zu verändern. Was soll sie auch mit einem Pferd? Und Kinder kriegen…das hatte sie schon längst abgehakt. Trotzdem macht sie sich widerwillig an die Erfüllung des ersten Ziels, nach dem sie jedoch alles am liebsten hinschmeißen würde. Nur die liebevollen Worte ihrer Mutter ermutigen sie ihre Träume nicht aufzugeben und ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Schließlich kann nur sie selbst etwas an ihrer Zukunft ändern.

Dass das aber gar nicht so leicht ist, besonders nicht wenn man fest an alten Mustern festhält, muss Brett recht schnell erfahren. Zweifel überkommen sie und lassen sie ihr Vorhaben immer wieder infrage stellen. Die Scheu ein Risiko einzugehen und die Angst vor dem Neuen, dem Ungewissen hemmen Brett, sodass sie sich verbissen an die Sicherheit klammert, die ihr ihr momentanes Leben gibt. Mit der Zeit, mit jedem neu erreichten Ziel wird sie mutiger und zufriedener. Einige Ziele fordern sie aber auch heraus über ihren Schatten zu springen und die Überraschungen – und davon warten einige auf sie – auf sich zukommen zu lassen.

Als Leser begleitet und verfolgt man gespannt wie Brett das wahrscheinlich schwierigste Jahr ihres bisherigen Lebens durchläuft. Man fragt sich, was wohl als nächstes passieren wird und ob sie es letztendlich schaffen wird alle Ziele abzuarbeiten. Diese Fragen und einige unerwartete Wendungen treiben einen zum Weiterzulesen an. Außerdem fiebert man dem nächsten Brief unermüdlich entgegen um zu erfahren welche schönen Worte oder Ratschläge Elizabeth ihrer Tochter mit auf den Weg gibt. Das Ende fand ich richtig toll auch wenn es ganz anders war, wie ich es mir vorgestellt hatte.

  • Schreibstil

Frau Spielmanns Schreibstil ist locker und flockig zu lesen. Gleichzeitig erzählt sie mit unglaublich warmherzigen Worten und bringt viele schöne Sätze in die Geschichte ein, die einen zum Nachdenken bringen. Darüber hinaus hat sie viele Momente geschaffen, die einen zum Weinen, andere zum Lachen bringen. Besonders gut gelungen sind ihr jedoch die Briefe von Bretts Mutter, da sie so formuliert sind, als würde sie von Angesicht zu Angesicht mit ihrer Tochter sprechen. Auch die Charaktere sind absolut glaubhaft und authentisch, sodass man vor allem zu Brett eine enge Beziehung aufbauen kann und mitbekommt wie sich ihre Motivation mit der Zeit verändert. Lange Zeit geht es ihr nur darum ihr Erbe zu erhalten, bis sie merkt das Geld alleine nicht glücklich macht und es im Leben um viel mehr geht

  • Charaktere

                                                                                                                                                                                                Brett war mir wirklich durchweg sympathisch, wenn sie mir auch zwischendurch immer wieder mal auf die Nerven gegangen ist. In meinen Augen hat sie sich nämlich viel zu schnell demotivieren lassen und einfach die Flinte ins Korn geworfen. Andererseits konnte ich sie aber auch verstehen. Schließlich würde keiner sein Leben auf einmal komplett auf den Kopf stellen. Ihre Ängste diesbezüglich sind also absolut nachvollziehbar. Toll dass sie es trotzdem macht, denn wie man mitbekommt hat sie ihre Wünsche und Bedürfnisse viel zu lange zurückgestellt. Die Beschäftigung bzw. die Konfrontation mit ihren Zielen verändern sie und lassen sie eine schöne Entwicklung durchmachen. Sie wird  mutiger, selbstbewusster und lässt sich nicht mehr von anderen beeinflussen oder in ihre Entscheidungen hineinreden.  

Brad, den Brett kennenlernt, da er als Nachlassverwalter von ihrer Mutter eingesetzt wurde, ist für Brett bei der Erfüllung ihrer Lebensziele eine große Unterstützung. Er ist immer für sie da und hört ihr zu, wenn sie mal nicht weiter weiß. Zwischen den beiden entwickelt sich schnell eine enge Freundschaft, die tausendmal mehr wert ist als jedes Geld der Welt.

Von Bretts Familie und ihrem Freundeskreis war mir ein Teil sehr sympathisch, ein anderer Teil leider nicht so, da sie eine dermaßen oberflächliche Einstellung an den Tag gelegt haben, nur auf Geld und Erfolg aus waren und dabei nicht gemerkt haben, wie unmöglich und egoistisch sich verhalten.

Mein Fazit

„Morgen kommt ein neuer Himmel“ von Lori Nelson Spielman verströmt von der ersten Seite eine wirklich warmherzige Atmosphäre, sodass man sich gleich sehr geborgen fühlt. Auch zu der Protagonistin Brett baut man von Anfang an eine ganz besondere Beziehung auf, da man sie vom ersten Moment an begleitet und quasi hautnah mit dabei ist, wie sie sich an die Erfüllung ihrer Lebensziele macht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man stets mit ihr mit fiebert, Freuden aber auch Leid mit ihr teilt. Am schönsten ist jedoch zu beobachten wie sie sich langsam verändert bzw. weiterentwickelt. Die Geschichte insgesamt ist einfach unglaublich berührend und ich habe wirklich schöne Lesestunden damit verbracht.