Rezension

Unglaublich fesselnd, hervorragend recherchiert

Papyrus -

Papyrus
von Irene Vallejo

Bewertet mit 5 Sternen

Irene Vallejo - Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern. Endlich gibt es das Buch auch in deutscher Übersetzung!
Ein wunderbares Buch! Das Cover ist minimalistisch, die gold untermalte Papyruspflanze ein echtes Statement. Es erinnert an die antiken und wertvollen Schriftrollen. Ebenso erinnert sie mich an die ägyptischen Hieroglyphen - und darum geht es im Buch - um das geschriebene Wort in jeder Form. Das Cover ist poetisch und ein Hingucker. Die Schrift gefällt mir ebenso. 

Die Autorin (aus Saragossa stammend, Jahrgang 1979) beweist in diesem Buch eine großartige Recherchearbeit, untermauert wird dies mit einem soliden und fundierten Wissensschatz  - das wissenschaftliche Niveau ist immens.

Das Buch ist in viele Essay unterteilt. Spannend finde ich die Zeitreise, wie alles begann - früher meiselte man Buchstaben in Stein, in Ägypten nahm man das feine Papyrus, heute haben wir gedruckte Bücher oder eben ein digitales E-Book. Mir gefällt, dass die Autorin hier eine Reise durch die verschiedenen Epochen durchnimmt. Gleich zu Anfang befindet man sich im antiken Griechenland  - in dieser Szene beschreibt die Autorin eine Gruppe von Söldnern, die Plünderungen vorgeht. Die Autorin beweist viel Fantasie beim Beschreiben der unterschiedlichen Szenen und Welten, in die man ganz leicht eintauchen kann. Man kann erahnen, wie es gewesen sein muss, in Griechenland, in Ägypten oder in Rom. Sie beweist einen breiten Schatz an Wissen über Kultur, Musik, aber auch über Filme. Hier gibt es viele Fakten und auch das Zitat am Anfang ist treffend: ''Bücher sind vor allem Gefäße, in denen die Zeit zur Ruhe kommt.''.

Das Buch regt den Leser förmlich zum Nachdenken an und bietet lange, sowie ausgiebige Lesestunden zum Verweilen in den Gedanken. Die Autorin nimmt  den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte der Menschheit - von der antike bis in die Neuzeit.

Besonders hat mir die Sequenz über Florenz gefallen. Die Reise und der Arbeitsaufenthalt der Autorin in dieser Stadt. Sie versteht es, alles athmosphärisch und bildlich zu beschreiben. Sie hat eine faszinierende Beziehung zu Büchern. Dass es schwierig gewesen sein muss, damals Bücher handschriftlich zu kopieren und abzuschreiben ohne jegliche Fehler, das wird klar. Auch die Sequenz und der Vergleich zu Tattoos und Tierhaut, die damals als Bücherpapier benutzt wird, finde ich gut gezogen.

Auch die folgenden Abschnitte sind sehr informativ. Die Autorin schreibt vermehrt über den Sklavenhandel in allen Epochen. Besonders interessant fand ich den Verweis auf die Geschichte des Afro-amerikaners Solomon (die Verfilmung 12 Years a slave). Ich kannte des Film und mir gefiel, dass sie nochmals die Geschichte im Buch kurz angeschnitten hat. Allgemein finde ich die Buchtipps und Filmtipps sehr gut.

Auch die Sequenz über die schwierige Kindheit der Autorin (v.A. in der Schulzeit) war sehr dramatisch und einprägend. 

Überrascht hat mich der Bruch - in der ersten Häfte des Buchs ging es vermehrt um das antike Griechenland, was dann zum römischen Imperium wechselte. Sie zieht Vergleiche zwischen den beiden Imperien - Griechenland, als die gebildeten Menschen (Venus) - die Römer als die kampflustigen und heroischen, die ebenfalss gerne Bücher und Texte sammeln, um ihren Reichtum darzustellen (Mars). 

Auch die Beschreibungen, die immer wieder vorkommen, über das Thema/Material Papyrus finde ich sehr aufschlussreich. 

Fazit: Irene Vallejo hat eine wunderbare Lektüre geschaffen, die man auch - stilecht- in der Bibliothek lesen kann. Das Buch widmet diesen Kulturorten viel Aufmerksamkeit - besonders wird dies Hervorgehoben durch die Menschen, die Bücher lieben, sie sammeln und den Fortbestand sichern. Was wären wir ohne Bücher?!
Ich empfehle das Buch!