Rezension

Unglaublich gut!

Der zweite Reiter - Alex Beer

Der zweite Reiter
von Alex Beer

Bewertet mit 5 Sternen

August Emmerich ist Veteran des 1. Weltkrieges, Kriegsversehrter, Ermittler bei der Wiener Polizei. Mit seinem schnöseligem Assistenten Ferdinand Winter, verwöhnter Enkelsohn aus Währing, soll er eigentlich einen Schwarzmarktschieber aufstöbern. Doch eine Reihe vermeintlicher Selbstmorde kommen ihm und seinem Kollegen in die Quere. Emmerich folgt den Spuren, die ihn zu Kriegsverbrechern  führen. Obwohl ihm bald selbst das Wasser bis zum Hals steht, treibt ihn sein unbeirrbarer Sinn nach Gerechtigkeit an, um die wahren Schuldigen zu stellen.

Der zweite Reiter ist ein unglaublich gut recherchierter, atmosphärisch beklemmender und spannender historischer Kriminalroman von Alex Beer, dem Pseudonym von Daniela Larcher. Die gebürtige Vorarlbergerin taucht in ein Wien der Zeit nach dem ersten Weltkrieg ein, lässt einen Anteil nehmen an der Kälte, dem Hunger, dem sozialen Ungleichgewicht der verstorbenen Monarchie. August Emmerich ist mittendrin in dem Elend, seine Lebensgemeinschaft mit Luise ging unerwartet zu Ende, die Kriegsverletzung treibt ihn in die Heroinsucht. Kriegszitterer,  Bettgänger, Wärmestuben, schwindsüchtige Prostituierte, die Not die Alex Beer beschreibt hat Hand und Fuß. Die Straßen und Plätze, von denen Beer erzählt sind mir vertraut, auch heute noch kann man einige der beschriebenen Orte in meiner Heimatstadt wiedererkennen.

In der biblischen Offenbarung des Johannes ist der Krieg der zweite apokalyptische Reiter. In dem Nachkriegswien Anfang der 1920 er Jahre ist viel faul im Staate Österreich. Wien  und dessen besonders morbides Verhältnis zum Sterben bieten für Alex Beers Krimi genau die richtige Kulisse.

Der zweite Reiter lag schon lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher, warum eigentlich? Mein Empfehlung: Lesen, lesen lesen!