Rezension

Unglaublich spannend!

Die fünfte Welle. Band 01
von Rick Yancey

Bewertet mit 5 Sternen

Erster Satz:
Es wird kein Erwachen geben.

Eye-Candy: 
Das Cover fällt vorallem wegen der Farbkombination Gold & Schwarz auf. Mir gefällt es auch, dass es eigentlich eine Szene darstellt, die die Handlung des Buches ins Rollen bringt (wenigstens für einen der Charaktere). Ich verstehe nur nicht, wieso das Mädchen aus dem Wald in eine Stadt läuft … denn das tut sie im Buch nicht.

Inhalt: 
Was wäre, wenn Außerirdische auf unserem Planet landen würden? Was wäre, wenn sie sich nicht zeigen würden, sondern lediglich mit ihrem Mutterschiff über uns schweben und uns beobachten würden? Was wäre, wenn sie nicht auf unsere Bemühungen Kontakt mit ihnen aufzunehmen eingehen würden? Und was wäre, wenn sie die Menschheit vernichten würden?
Die "Anderen" sorgen für den Tod von 7 Milliarden Menschen. Die übrig gebliebenen Menschen bekämpfen sich gegenseitig oder schließen sich zu Gruppen zusammen, um irgendwie zu überleben.
Auch Cassies Familie wurde nicht verschont. Um die Familie, die ihr übriggeblieben ist zu schützen, nimmt sie es mit jeder Gefahr auf.

Meine Meinung:
Sci-Fi-Dystopie mit Außerirdischen! Kann es noch besser werden? Ja, das kann es, denn dieses Buch hat nicht nur eine tolle Heldin, nein, das Buch strotzt vor lauter tollen Helden!

Einige vergleichen Die fünfte Welle mit Seelen von Stephanie Meyer. Aber statt 100 Seiten voller Langeweile präsentiert Rick Yancey hier eine Dystopie, die sich kaum mehr von Seelen unterscheiden könnte.
Während Wanda (die Prota in Seelen) umherstreift, ihren philosophischen Gedanken nachhängt und mich als Leserin einfach nur langweilt, macht Cassie etwas ganz anderes.
Cassie, das ist die siebzehnjährige Protagonistin, aus deren Perspektive das Buch anfangs erzählt wird. Sie ist in einer trostlosen Gegend, schwebt in höchster Gefahr, hat so gut wie alles und jeden verloren, der ihr jemals etwas bedeutet hat. Ist sie niedergeschlagen und am Ende ihrer Kraft? Ja, das ist sie. Doch Cassie wäre nicht eine der besten Kick-Ass-Heldinnnen in der YA Literatur, wenn sie sich von diesen Kleinigkeiten abringen lassen würde ihren jüngeren Bruder zu finden.

Neben Cassie gibt es eine Menge anderer Charaktere, die ich (beinahe) alle ins Herz schließen konnte. Da ist zum einen Cassies Vater, den wir nur in Rückblenden kennenlernen oder Cassies jüngeren Bruder, um den wir uns genauso sehr sorgen wie sie selbst.
Aber auch andere Nebencharaktere, mit eigenen Geschichten und Geheimnissen nehmen den Leser ein. Wie Evan, von dem man nicht weiß, ob man ihm trauen kann oder nicht. Oder Ben, dessen Entwicklung man gespannt mitverfolgt (doch ist Ben kein Nebencharakter). Dann ist da noch die mysteriöse Ringer …

Die Handlung ist komplex, das Setting ist komplex und der Autor schafft es dennoch, dass das alles den Leser nicht verwirrt. Rick Yancey hat die Gabe logisch und einfach zu erklären, ohne den Leser für dumm zu verkaufen und auch ohne den Leser zu sehr anzustrengen.
Bei den meisten Dystopien kommt dieses Gefühl des Verlorenseins auf, da man noch nicht vollständig im Setting ist und nicht weiß, was auf einen zukommt. Hier wird dem so entgegengewirkt, dass das Jetzt und das Damals so geschickt miteinander verwoben werden, dass die Handlung immer schlüssig bleibt. Und Begriffe, die für Sci-Fi und Dystopien typisch sind, werden nacheinander eingeführt und erklärt.

Sehr gut hat mir der unterschwellige und zum Teil schwarzer Humor der Charaktere gefallen. Vorallem der von Cassie, der in den unmöglichsten Momenten zu Tage tritt und den Leser laut auflachen lässt. Bissige Kommentare und spritzige Dialoge. Es hat Spaß gemacht die Charaktere miteinander agieren zu sehen. Aber auch im Alleingang waren sie durch ihre nachvollziehbaren Gedanken, immer interessant und spannend zu beobachten.

Ich habe dieses Buch innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, obwohl ich eigentlich andere Dinge zu erledigen hatte. Wie zum Beispiel zu schlafen. Tja, konnte ich mir abschminken. Denn das Buch lässt einen nicht los, man kommt nicht zur Ruhe, bis man es ausgelesen hat. Ich musste daran denken, wenn ich gegessen habe, wenn ich in der Uni war und wenn ich einkaufen war. Die Spannung, die Aufregung und diese Unwissenheit, die man mit den Charakteren gemeinsam hat, das ist einmalig und trägt viel zur Atmosphäre bei.

Es gab so viele Fragen, die ich beantwortet haben wollte … einige von ihnen wurden am Ende beantwortet, weitere sind am Ende aufgetaucht. Die fünfte Welle endet zwar nicht mit einem Chliffhanger, hört jedoch sehr spannend auf. In welche Richtung sich die Geschichte entwickeln kann? In jede erdenkliche, das lässt nämlich der Autor ziemlich offen.

Rick Yancey Schreibstil ist ungewöhnlich. Ich kann mir vorstellen, dass wenn man lineare Erzählweisen mag, mit dem Buch nicht ganz so viel Spaß haben wird. Aber Leute die gewillt sind Neues auszuprobieren, die werden auf ihre Kosten kommen.

In der Kürze liegt die Würze: 
Interessante Umsetzung des bekannten Themas Außerirdische vs. Menscheit; ungewöhnliche Charaktere, die spannend zu beobachten sind und mit denen man sich identifizieren kann; schwarzer Humor; ungewöhnlicher Schreibstil, jedoch sehr flüssig zu lesen; sehr spannend

Bewertung:  
Eines der tollsten Gefühle beim Lesen ist es, wenn man nachdem das Buch beendet hat, die Charaktere im Buch vermisst. Sie sind zwar fiktional und existieren nicht im realen Leben, dennoch fühlt es sich an, als würde man sich von guten Freunden verabschieden. Am liebsten würde ich gleich zum nächsten Band greifen, um wieder mit Cassie und den anderen loszuziehen. 
Die Meinungen zu diesem Buch gehen weit auseinander, die einen lieben es, die anderen eher nicht. Dass ich das Buch liebe und ihm ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ Herzchen vergebe, muss ich nicht mehr sagen, oder?