Rezension

Unglaubliche Abgründe ...

Gone Girl - Das perfekte Opfer - Gillian Flynn

Gone Girl - Das perfekte Opfer
von Gillian Flynn

Bewertet mit 5 Sternen

Amy und Nick sind ein Traumpaar und werden in der Öffentlichkeit darum beneidet. Dabei meint es die wirtschaftliche Welt gar nicht gut mit ihnen und sie verlieren in New Yorker ihre Jobs. Dann wird auch noch Nick‘s Mutter schwer krank und sie beschliessen in Nick‘s Heimatort nach Misssouri zurück zukehren. Für Amy ein schwerer Schritt, aber nun sind sie schon zwei Jahre da und dann, an ihren fünften Hochzeitstag passiert es... Amy ist weg!! Einfach verschwunden, ohne Hinweise und mit dem Verdacht entführt zu sein! Aber was ist wirklich passiert? Und was spielt sich hinter den Fassaden ab?
Als ich damals den Klapptext gelesen hatte, war ich von dem Buch schon total angezogen. Dann habe ich auch noch mit Bekannten gesprochen, die das Buch schon im Original verschlungen hatten und die bestätigten nur noch mehr mein Interesse. Vorab sollte ich vielleicht noch sagen, ich bin nicht der typische Thriller Leser und mag solche Bücher eigentlich gar nicht so gern, da muss schon einiges für mich passen. Hier ist aber auch nicht der typische Thriller zu finden, sondern eher ein Psychothriller, was ich eigentlich viel lieber mag und auch nicht enttäuscht wurde.
Gillian Flynn hat eine ganz tolle und sehr interessante Erzählweise. Der Aufbau ihres Romans war mit sehr vielen Überraschungen und Wendungen in der Geschichte aufgebaut, die mich extrem schockiert und mit offem Mund weiter lesen lassen hatten. Sie führt mit ihrer Darstellung einige Abgründe der Menschlichkeit auf und zeigt wie zerstörerisch eine Ehe sein kann, dabei ist zuerst gar nichts davon zu merken.
Der erste Teil ist nämlich dem Verschieden von Amy gewidmet und dieses lesen wir aus der Ich-Perspektive von Nick. Er erzählt von dem Hier und Jetzt und lässt uns in Rückblenden erfahren wie die Zwei sich kennen lernten, heirateten, umzogen und wie sich ihre Liebe zueinander verändert hat. Denn von der einzigen großen bewunderten Liebe ist nicht mehr viel übrig geblieben und eine Harmonie schon lange nicht mehr zu finden. Deshalb fällt es Nick auch so schwer zu verstehen was passiert ist. Dann ist er auch noch selber ein verschrobener Typ, der immer zu den unpassenden Momenten den Sunnyboy geben muss, das man die ganze Zeit als Leser in der Schwebe des ungewissen steckt. Mit diesem Gefühl schuldig oder unschuldig spielt die Autorin die ganze Zeit und verstärkt dieses auch noch mit dem abwechselnden Tagebuchkapiteln von Amy. Durch diese Einträge lernen wir Amy kennen und sehen Nick immer kritischer und leider ist man auch schnell mit dem Vorverurteilen. Ich fand das so perfekt inszeniert, das man wirklich die ganze Zeit am rätseln ist. Dann aber kommt der nächste Teil und das müsst ihr einfach selber lesen, dazu verrate ich nix, nur soviel die menschliche Abgründe nehmen zu.
Ganz besonders gut hat mir auch gefallen, wie die Autorin mit der Darstellung nach außen gearbeitet hat. Wie verhält sich unsere Gesellschaft und wie werden die Fäden hinter der Kamera gezogen, damit man sich da draußen ein anderes Bild machen soll. Einen Seitenhieb auf die Medien und die Anwälte auf jeden Fall und gesellschaftlich sehr kritisch. Dazu kommt ein Paar, was man so noch nicht erlebt hat, und auch wenn die Figuren noch so unsympathisch sind, war ich doch sehr schockiert, was man sich so alles antun kann. Ich glaube hier möchte man sich auch gar nicht mit den Protagonisten identifizieren. Hier kann man wirklich von Abgründen sprechen, die in keine klassischen Schublade passt.
Das einzige was ich vielleicht ein bisschen bemängeln könnte, war die Länge. Für mich flogen zwar die Seiten so dahin, aber einige Längen gab es schon.
Ein sehr interessant erzählter Psychothriller, der mich sehr überrascht hat.