Rezension

Unglaubliches Buch

Wunder - Raquel J. Palacio

Wunder
von Raquel J. Palacio

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Auggie ist anders. Denn durch das Zusammenspiel von mehreren Genmutationen kam er mit einem furchtbar entstellten Gesicht auf die Welt. Trotzdem wünscht er sich nichts sehnlicher als wie jeder andere Junge in seinem Alter behandelt zu werden. Weil Auggie schon von Geburt an so oft am Gesicht operiert werden musste ist er nie in eine Schule gegangen. Nun soll er in die fünfte Klasse kommen. Obwohl Auggie weiß dass die meisten Kinder nicht absichtlich gemein zu ihm sind fällt es ihm schwer damit zurecht zu kommen und er versucht alles um nicht aufzufallen. Nicht auffallen ist jedoch alles andere als leicht wenn man ein so witziger, kluger und mutiger Junge ist wie Auggie.

Meinung:

Es gäbe so viele Worte die man zu diesem Buch sagen könnte und kein einziges davon würde seinem Inhalt wirklich gerecht werden.
Auggie kam mit einem entstellten Gesicht zur Welt. Mit den Jahren haben sowohl er als auch seine Familie gelernt damit zu leben. Auggie weiß sehr genau dass er die Blicke auf sich zieht. Er will es nicht und mag es nicht aber er hat sich damit irgendwie abgefunden. Daran gewöhnen kann er sich allerdings nicht. Stets trägt er sein Haar so dass es möglichst viel von seinem Gesicht verdeckt. Wenn er geht hält er den Kopf gesenkt. Er tut alles um möglichst wenig aufzufallen. Als er in die Schule kommt lernt Auggie kennen was es heißt tagtäglich einer großen Menge von Menschen zu begegnen. Er erfährt wahre Freundschaft und Unterstützung aber auch Grausamkeit und Demütigung. Auggie ist vorallem eines, Realist. Er spielt sein Aussehen nicht herunter und macht sich auch keine falschen Hoffnungen auf Besserung, dramatisiert andererseits aber auch nicht.

“Ich heiße übrigens August. Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe. Was immer ihr euch vorstellt – es ist schlimmer.” Seite 10

Via, Auggies Schwester, hat schon immer zurückgesteckt. Niemand hat sie je darauf vorbereitet oder es ihr erklärt, nein, sie hat es von alleine bemerkt und sich darauf eingestellt. Nie hat sie sich beschwert dass Auggie stets alle Aufmerksamkeit und auch den Großteil an Zuwendung und Interesse von den Eltern bekommt. Aber Via hat auch Probleme, sie wird älter, ihr Umfeld und ihre Interessen ändern sich und stets fühlt sie sich damit allein und auf ihren entstellten Bruder reduziert.
Jack und Summer werden durch die Schule zu sehr engen und wichtigen Freunden von Auggie. Während Summer von Anfang an kein Problem mit Auggie und seinem Aussehen hat gibt Jack sich anfangs nur mit ihm ab weil der Schulleiter ihn darum bittet. Als Jack Auggie dann immer besser kennenlernt ist die Bitte des Schulleiters jedoch schnell vergessen und Jack erweist sich als echter Freund auch wenn das bedeutet dass er selber zum Aussenseiter wird.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Auggie, Via, Jack, Summer und noch einigen anderen Personen erzählt. So erhält man nicht nur einen weit gefassten Überblick über die Geschehnisse sondern erfährt die Beweggründe für das Handeln der Personen und man lernt jeden von ihnen kennen obwohl es keine ewig langen Textabschnitte sind.
Die Gefühle und Empfindungen der Charaktere, ebenso wie ihr Handeln, werden realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Das Buch bewegt, rüttelt auf, schockiert, ergreifet, und schildert schonungslos. Es weckt so gut wie alles was es an Emotionen gibt. Es ist ein besonderes Buch ohne reisserische Szenen oder übertriebene Darstellungen.
Einige Stellen machten mich beim Lesen geradezu wütend. Gerade bei Auggies Mitschülern jedoch bleibt zu beachten dass es eben Kinder sind und Kinder leben in erster Linie ja das aus was ihnen ihr engstes Umfeld vorlebt. So wird zum Beispiel auch bei Auggies Mitschüler Julian, der keine Gelegenheit auslässt Auggie zu demütigen, klar dass es vorallem das Elternhaus ist das diese Einstellung vertritt. Julians Mutter ist es auch die das aktuelle Klassenfoto so mit Photoshop bearbeitet dass Auggies Gesicht nicht zu sehen ist und es dann an die anderen Eltern schickt. Es wird aber auch ebenso deutlich dass Abneigung oft etwas mit Unsicherheit zu tun hat.

“Ich glaube, es ist so: Der einzige Grund dafür, dass ich nicht normal bin, ist der, dass mich niemand so sieht.” Seite 8

Ich finde einfach nicht die richtigen Worte um das Buch zu beschreiben aber eines ist sicher: das Buch ist etwas besonderes denn es ist ein eigenes kleines Wunder. Ein Buch für die Auggies dieser Welt die sich jeden Tag wieder ihrem Schicksal stellen. Ein Buch für die Jacks und Summers die allen Vorurteilen und Unsicherheiten zum Trotz den Mut aufbringen auf jemanden zuzugehen und zu anderen zu stehen. Und auch ein Buch für die Julians, die offen Abneigung zeigen und bewusst verletzen um sich selber groß zu fühlen. Ein Buch für ALLE.

Fazit:

Wunder ist ein unglaubliches Buch dass es ohne jede Übertreibung oder Dramatik schafft den Leser zu begeistern einfach mit Realtität und Menschlichkeit. Ein Must Read für alle Altersgruppen.