Rezension

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Unglaubwürdig

Runaway - David Sedlaczek

Runaway
von David Sedlaczek

Bewertet mit 2 Sternen

Zum Inhalt:
18 Jahre lang sitzt Frederick Hagel in der geschlossenen Psychiatrie, weil er seine Frau Linda erschlagen haben soll. Während einer Live-Übertragung sieht er sie jedoch unter den Zuschauern, bricht aus und versucht, Linda und die sonstigen an seiner Situation beteiligten Personen zur Rechenschaft zu ziehen.

Mein Eindruck:
Die Grundidee – ein Unschuldiger bricht nach Jahren aus und rächt sich – hätte spannend sein können. Leider wird viel an Möglichkeit verschenkt. Da ist zuerst einmal der fast vollständige Verzicht auf wörtliche Rede. Hierdurch wird eine große Distanz zwischen Leser und Figuren aufgebaut, die einem Mitfühlen eher abträglich ist. Das größte Manko zeigt sich für mich jedoch in den Handlungen und Fähigkeiten des Protagonisten (Vorsicht, Spoiler, wenn auch ungefährlich):
18 Jahre in zum Teil totaler Abgeschiedenheit gelebt kennt er sich besser mit den Möglichkeiten des Internets (und des Darknets) aus, als viele Menschen, die tagtäglich mit Computern arbeiten. Das wäre noch bis zu einem gewissen Grade verständlich, wenn er ein Cyberkrimineller gewesen wäre und damit eine Affinität zu diesem Thema gehabt hätte, aber Frederick Hagel arbeitete als Lehrer für englische Literatur.
18 Jahre nur eine Stunde Rundgang, mit Medikamenten ruhiggestellt und inzwischen immerhin etwa 50 Jahre alt, rennt er wie ein junges Reh mehrere Kilometer und findet immer wieder rein zufällig die Möglichkeiten, sich Fahrzeuge anzueignen, in denen die Halter – oh weiteres Wunder – auch noch Geld zurücklassen (also in meinem Auto war noch nie mehr als eine Münze für den Einkaufswagen).
Spoilerende
Auch die restlichen Figuren können nicht wirklich überzeugen, da sie komplett auf den Faktor „Geldgier“ eingedampft werden. Diese eindimensionale Sicht der Dinge, nur noch übertroffen von der Langeweile, die einen bei wechselnden Kilometerangaben erfasst (wen zur Hölle interessiert es, wie viele Kilometer von da noch dort gefahren und wie viele Bundesstaaten dabei mit dem Auto durchquert wurden?), verhindert übergroße Lesefreude. Das Ende bietet jedoch eine pikante Note und rettet den zweiten Stern in der Bewertung.

Mein Fazit:
Leider verschenkt