Rezension

Unglaubwürdig und konstruiert, aber dennoch spannend

Die Wälder - Melanie Raabe

Die Wälder
von Melanie Raabe

Bewertet mit 3 Sternen

Melanie Raabe konnte mich bereits mit „Die Falle“ und „Die Wahrheit“ begeistern, umso gespannter war ich auf ihren neusten Thriller „Die Wälder“.

Dieser spielt überwiegend in einem riesigen Waldgebiet, das man durchfahren muss, um zu dem Dorf zu kommen, in dem Nina und Tim ihre Kindheit verbracht haben. Als Nina, inzwischen erwachsen und Ärztin, die Nachricht erhält, dass ihr bester Freund Tim unerwartet gestorben ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Vor allem, als sie erfährt, dass er sie noch kurz vor seinem Tod mehrfach telefonisch zu erreichen versucht hat. Tim hat nicht nur eine geheimnisvolle Nachricht hinterlassen sondern auch einen Brief, in dem er ihr den Plan schildert, seine Schwester finden zu wollen. Diese verschwand in den schier endlosen Wäldern, die das Dorf, in dem sie aufgewachsen sind, umgeben. Nina macht sich auf den Weg, um Tims Plan umzusetzen.

Und bereits da büßt dieser Thriller seine Glaubwürdigkeit ein, denn für mich passte es von Anfang an nicht, dass die junge Ärztin sich aufgrund dieses Briefes, von dem der Leser erst recht spät im Buch Teile des Inhalts erfährt, in diese Gefahr und auf die rechtlichen Abwege begibt, die ihr Tims unausgegorener Plan vorgibt. Dadurch wird die Geschichte nicht so recht greifbar und bleibt zu lange derart geheimnisvoll, dass man beinahe die Lust zu lesen verlieren könnte, weil einen die Autorin zu lange hinhält. Auch die Angstmacherei bezüglich des finsteren mythenumwobenen Waldes und einem Bösewicht, der auch noch den Namen Wolff trägt, wirkt ein wenig übertrieben und an den Haaren herbeigezogen. Insgesamt passt das jedoch ein wenig zu der Geschichte von 4 heranwachsenden Freunden, die im Wechsel zu Ninas Erlebnissen erzählt wird.

Aber man verzeiht Melanie Raabe dies beim Lesen großzügig, denn insgesamt ist dieser Thriller handwerklich gut gemacht. Die Autorin baut eine Stimmung auf, die einen fast schon in diesen dunklen mystischen Wald einsaugt. Und auch wenn man sich lange Zeit fragt, was dieser ‚böse‘ Wolff eigentlich getan hat, um sich diesen Titel zu verdienen, versteht man doch recht schnell, dass es sich hierbei um einen üblen und ziemlich gefährlichen Zeitgenossen handelt. Überhaupt sind ihre Charaktere gut gezeichnet, so dass man sie sich gut vorstellen kann und mit ihnen gemeinsam in die beiden Erzählstränge eintaucht, die zunächst unabhängig voneinander erzählt, irgendwann jedoch gekonnt zusammengeführt werden. Dabei enden die kurzen Kapitel meist mit einem Cliffhanger, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.

So fühlte ich mich von diesem Thriller trotz einiger Kritikpunkte dennoch gut unterhalten, auch wenn ich von der Autorin bisher Besseres gewohnt war.