Rezension

Unglaubwürdige Protagonistin

Partials 01. Aufbruch - Dan Wells

Partials - Aufbruch
von Dan Wells

Bewertet mit 3 Sternen

Da ich von Dan Wells vor einiger Zeit schon ein Buch gelesen hatte, das mir gefiel und ich über dieses „neue“ Werk sehr viele positive Stimmen gehört hatte, wollte ich mich auch selbst davon überzeugen.
In „Aufbruch“ ist die Protagonistin die 16-jährige Kira Walker, die im Krankenhaus arbeitet. Zu Anfang findet der Leser sich gleich in einer beklemmenden Situation wieder: Wir müssen beobachten, wie ein Baby an einer mehr oder weniger ungeklärten Todesursache stirbt und erfahren, dass dies seit elf Jahren mit jedem Neugeborenen geschieht.
Denn vor elf Jahren begann der Partial-Krieg. Ein Krieg, bei dem 99% der Weltbevölkerung starb. Die Überlebenden sind immun gegen das Virus RM, können aber keine überlebenden Nachkommen erzeugen.
Die ersten 100 Seiten fiel es mir schwer, mich in die Geschichte einzufinden. Das lag vor allem daran, dass Dan Wells den Leser in diese Situation in der Zukunft schmeißt, aber auf umfassende Erklärungen verzichtet. Man muss sich alles selbst zusammen reimen. Zum Beispiel erfährt man nicht wirklich, was dieses Virus RM ist, wofür die Abkürzung steht, oder was genau es bewirkt. Ebenfalls bleibt man über die Partials sehr lange im Unklaren. Obwohl sie so eine zentrale Rolle spielen, werden sie auf den ersten 100 Seiten vielleicht drei Mal erwähnt. Worin der Krieg bestand und wie es dazu kam erklärt der Autor wenigsten irgendwann in fünf Sätzen.
Außerdem konnte ich mit der Protagonistin nicht richtig warm werden. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches konnte ich ihre Reaktionen oft nicht nachvollziehen. Kira wird sehr schnell sauer, fühlt sich angegriffen und braust auf, um dann im nächsten Moment zu weinen. Und dass sie immer wieder ihr Leben für den guten Zweck geben will, ist zwar edel, aber für eine 16-jährige nicht besonders glaubwürdig. Sie verhält sich oft wie eine ausgebildete Soldatin, bleibt in Extremsituationen ruhig und fasst Pläne. Insgesamt hat der Autor eine waghalsige und überaus mutige Protagonistin geschaffen, der ich ihren Aktionismus aber nicht so ganz abkaufen konnte.
Meine Probleme hatte ich auch immer wieder mit den actionreichen Szenen. Dan Wells tendiert dazu, alles schnell auf schnell passieren zu lassen. Vielleicht wollte er damit eine atemlose Atmosphäre schaffen. Ich kam aber einfach nicht hinterher. In Kampfszenen passierte einfach manchmal so viel, dass ich Passagen gelangweilt überflog, weil ich nicht mehr ganz durchblickte, wer auf wen schoss und weshalb.
Nach der Hälfte des Buches wurde es dann aber langsam interessanter. Da Kira versucht, RM zu heilen, ist ein größerer Anteil des Buches sehr medizinisch. Das fand ich wirklich interessant, auch wenn ich manches nicht ganz verstanden habe. Dafür habe ich wahrscheinlich einfach zu wenig Virologisches Grundwissen.
Ebenfalls beeindrucken konnte mich das Setting. Kira und ihre Freunde brechen auf der Suche nach Hilfe nach Manhattan auf, wo keine Menschen Leben. Der Autor hat diese Szenen einfach toll beschrieben. Die Vorstellung von so vielen verlassenen Häusern und leeren Straßen, die schon längst von Pflanzen überwuchert sind, ist gleichzeitig beklemmend und spannend.
Vor allem das Ende bietet Platz für die Fortsetzung, die im März erscheinen wird. 
Fazit:
 
Insgesamt konnte mich das Buch nicht so sehr von sich überzeugen, wie es das bei anderen getan haben mag. Trotzdem war eine gewisse Grundspannung vorhanden, vor allem, weil Kira sich immer wieder in Gefahr begibt, um die Menschheit zu retten. „Aufbruch“ empfehle ich allen, die vor einem futuristischen Szenario nicht zurückschrecken und die über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen können.