Unhappy together
Bewertet mit 4 Sternen
„Happy Place“ von Emily Henry ist ein etwas anderer Liebesroman über verlorene und zweite Chancen, die ein unfreiwilliger Urlaub mit dem Ex bringen kann.
Seit dem College sind Harriet und Wyn das Vorzeigepaar in ihrem Freundeskreis und Sinnbild für die große Liebe. Doch niemand weiß, dass sich beide bereits vor sechs Monaten getrennt haben und alles andere als ein Vorbild sind. Jedes Jahr verbringt die Clique eine Woche in Maine in einer Hütte am Meer. Auch dieses Jahr ist es wieder soweit und es könnte das letzte Mal sein. Also beschließen Harriet und Wyn, niemandem den Urlaub zu verderben und noch einmal das glückliche Paar zu spielen. Da man ja erwachsen ist und sich in Freundschaft getrennt hat, dürfte das ja ein Kinderspiel sein.
Dies ist mein erstes Buch von Emily Henry und ich weiß gar nicht genau, mit welchen Erwartungen ich herangegangen bin. Wahrscheinlich hatte ich eine deutlich humorvollere und witzigere Geschichte erwartet, denn ich finde die Story eher melancholisch und fast schon traurig. Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig und die gesamte Handlung wird aus der Perspektive der Hauptfigur Harriet erzählt. Dabei springt die Geschichte in einigen Kapiteln immer mal wieder in die Vergangenheit, wo die Historie von Harriets und Wyns Beziehung beleuchtet wird.
Harriet ist Assistenzärztin und ihr Leben dreht sich fast ausschließlich um ihren stressigen und eigentlich verhassten Job. Ihrer Familie und ihren Freunden zeigt sie nur die Seiten von sich, die nirgendwo anecken und niemanden verletzen. In Gegenwart ihrer besten Freunde und ihres Ex bröckeln jedoch langsam die Fassaden der Anwesenden und unschöne, aber längst überfällige Wahrheiten werden ans Tageslicht gezerrt.
Es ist erschreckend und deprimierend, wie lange Menschen quasi aneinander vorbeileben und ihre Liebe durch Missverständnisse, Fehlinterpretationen, Sprachlosigkeit und falsche Rücksichtnahme zerstören. Wer eine leichte und amüsante Rom-Com erwartet, der wird hier definitiv enttäuscht werden. Emily Henry nimmt die Emotionen ihrer sechs Protagonisten bis auf den Grund auseinander und lässt ihnen Raum herauszufinden, was sie wirklich wollen. Das ist oft schmerzhaft und alles andere als leicht. Trotzdem lohnt es sich und regt vielleicht auch zum Nachdenken an.
Mein Fazit:
Manchmal ist der Happy Place nur eine Illusion und am Ende ganz woanders, als man geglaubt hat. Von mir gibt es gern eine Leseempfehlung!