Rezension

Unlogisch und oberflächlich

YOU - Du wirst mich lieben - Caroline Kepnes

YOU - Du wirst mich lieben
von Caroline Kepnes

Auf dem Umschlag von „YOU – Du wirst mich lieben“ lesen wir folgende Aussage von Stephen King: „Hypnotisch und unheimlich…Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gelesen.“ Leider kann ich Ste-phen King an dieser Stelle nicht bestätigen und muss sagen, dass mich dieses Buch sehr enttäuscht hat.

Inhaltlich lässt sich die Geschichte so beschreiben, dass der junge Mann Joe während seiner Arbeitszeit in einem Buchladen eine junge Frau namens Beck kennen lernt. Da Beck ihre Bücher bei ihm mit Kreditkarte bezahlt, kann Joe sofort die Identität dieser Frau feststellen, sie nach Hause und durch soziale Netzwerke verfolgen, denn Joe ist verliebt. Um nicht zu sagen Joe ist besessen, er ist in Stalker, der seinesgleichen sucht und dafür sämtliche Risiken in Kauf nimmt. Doch so ganz gelingt es ihm nicht, Becks volle Aufmerksamkeit zu bekommen, immer gibt es da andere Menschen, Störfaktoren, die erst beseitigt werden müssen, bevor sie sich ganz auf Joe konzentrieren kann…

Positiv an diesem Buch ist mir aufgefallen, dass es uns auf sehr eindringliche und schockierende Weise vor Augen führt, welche Verantwortung wir haben, wenn wir in sozialen Netzwerken aktiv sind, wie unsere preisgegebenen Daten missbraucht werden können und wie fatal es sein kann, wenn wir unser unzureichend gesichertes Handy verlieren. Mich persönlich hat es sehr zum Nachdenken angeregt, wie gläsern wir doch Stück für Stück geworden sind und dass man immer bedenken muss, welche Verrückten tagtäglich auf unsere Profile zugreifen und uns ausforschen können.

Doch insgesamt gibt es da leider nicht so viel Positives über dieses Buch zu schreiben. Die Handlung bleibt lahm, man weiß bis zum Ende nicht, worauf sie nun eigentlich hin arbeitet, denn es gibt nicht die klassische Einteilung in Exposition, Höhe-/Wendepunkt und dann eine Katastrophe oder Auflö-sung. Die ganze Zeit rennt dieser Joe durch die Gegend, spioniert Beck aus, gibt sich seinen offenbar sehr stark ausgeprägten sexuellen Begierden hin und bringt hier und da mal Jemanden um und NATÜRLICH bemerkt das Niemand. Das darf ich übrigens vorweg nehmen, denn dass Joe Menschen tötet, wird ja im Klappentext schon verraten, sodass ich mich da schon das erste Mal über dieses Buch gefreut habe.

Die Handlung bleibt also weitgehend auf der Oberfläche und vor allem ist sie nicht logisch. Joe durchdenkt seine Taten in keiner Weise, er tötet spontan und hinterlässt viele Spuren und Fingerabdrücke und hätte eigentlich schon nach seiner ersten Tat entlarvt und verhaftet werden müssen. Ich habe vor „YOU – Du wirst mich lieben“ zufälligerweise den Bestseller „Gone Girl“ gelesen und jeder, der diesen gelesen hat, weiß, dass Amy den größtmöglichen Aufwand betreibt, um die perfekte Ermordung zu inszenieren und ihre eigenen Spuren zu verwischen. Jeder, der schon mal einen guten Krimi gelesen hat, weiß, dass die Polizei jedem Hinweis nachgeht und am Ende selbst das komplizierteste Verbrechen aufgeklärt werden kann. Doch hier ist das Leben ganz einfach und man kann durch die Welt spazieren und morden. Am Ende ist es auch nichts Besonderes mehr, als schon wieder Jemand stirbt, dem wird kaum Aufmerksamkeit geschenkt.

So richtig weiß ich also nicht, was ich von diesem komischen Buch halt soll, denn es bleibt noch die Frage offen, ob es sich hier weniger um einen Unterhaltungsroman denn um moderne Literatur, also eine Form von Kunst, handelt. Die Gedankenstrom-Artige Darbietungsform des Romans ließe darauf schließen, auch wenn dadurch nicht die logischen Lücken erklärt würden.