Unmoralischer Jugendbuchporno - Was ist schon eine Affäre?
Alleine schon bei der Frage nach dem Inhalt dieses Buches tritt bei mir das erste Problem auf: Ich weiß gar nicht richtig, worum es hier eigentlich geht, denn eine richtige Handlung hat dieses Buch nicht.
Wir lernen die 17-jährige Protagonistin Angel kennen und begleiten sie zunächst durch ihren Sommer und anschließend durch das erste Semester ihres letzten Jahres an der High School. Angels beste Freundin Inggy und deren Freund Cork lernen wir auch kennen und erfahren, wie Angel eine Affäre mit Cork eingeht und erhalten einige Einblicke in ihre Gefühlswelt. Ansonsten begleiten wir die drei Charaktere nur durch ihren High-School-Alltag: Partys, Miss-Wahlen. Football-Spiele usw.
Und tja, was soll ich sagen, aber dieses Buch hat mich so mehr oder weniger fassungslos zurückgelassen.
Zunächst einmal wäre da ein deutlicher Widerspruch, der mir sofort ins Auge gesprungen ist: Die Protagonistinnen sind beide wunderschön und schlank und nicht oft genug kann gesagt werden, welch perfekte Figur sie doch haben. Gleichzeitig wird aber auch der inflationäre Pizza-, Cola-, Chips-, Burger- und Süßigeitenkonsum der Mädchen stark in den Vordergrund gestellt, nach dem zu urteilen sie beide stark übergewichtig sein müssten. Gesunde Ernährung und vor allem auch die Realität sieht anders aus und das Bild, das hier gezeichnet wird, ist eine Illusion, der sich junge Leserinnen nicht hingeben sollten.
Dass dieses Buch ein ganz gewaltig falsches Bild von der Realität an Jugendliche vermittelt, wird auch deutlich, wenn man sich einmal vor Augen führt, dass der wesentliche Inhalt dieses Buches darin besteht, die 17-jährige (!!!) Protagonistin in ihrem äußerst ausgeprägten Sexleben zu begleiten. Angels sexuelle Flexibilität (sie schläft am Tag mit ca. drei verschiedenen Typen!) und ihr leichtfertiger Umgang mit Drogen (Rauchen, Kiffen) werden regelrecht verherrlich und als Ideal einer unbeschwerten Jugend dargestellt. Es hat nun wirklich nichts mit Verklemmtheit zu tun, wenn ich sage, dass dieses Buch der vom Verlag angegebenen Zielgruppe 13-jähriger Mädchen ein völlig verfälschtes Bild vermittelt. Ich werde „Jersey Angel“ definitiv nicht meiner 13-jährigen Schwester zum Lesen geben, denn dann müsste ich befürchten, dass ihr nunmehr sämtliche Werte verloren gingen oder sie gar das Gefühl bekäme zurück geblieben zu sein.
Des Weiteren sind sowohl der Klappentext als auch das Cover irreführend, denn um Sommer geht es eigentlich nur nebenbei mal im ersten Drittel des Buches und der letzte Satz des Klappentextes „Angel verbringt auf einmal viel Zeit mit Inggys Freund Cork“ soll lediglich bedeuten, dass die Protagonistin den Freund ihrer besten Freundin bei jeder sich bietenden Gelegenheit verführt und sich dabei nicht mal ansatzweise schlecht fühlt. Wer hier mit Romantik oder einer besonderen Freundschaft gerechnet hat, hat weit gefehlt.
Alles in allem frage ich mich nicht nur, welchen Sinn es überhaupt hat, dieses Buch zu lesen, da es absolut keine Handlung und keine Aussage hat, sondern sehe mich ernsthaft mit der Frage konfrontiert, ob dieses Buch wirklich geeignete Lektüre für junge Leserinnen ab 13 Jahren ist. Man kann so eine Geschichte gerne schreiben und man kann sie auch gerne unterhaltsam finden, aber bitte nicht mit einer 17-jährigen Protagonistin, die Kindern ein völlig verfälschtes Bild von Moral und Werten vermittelt. Denn Angels Welt ist so oberflächlich, dass es davon eigentlich keine Steigerung mehr gibt: Für sie gibt es weder Moral und Anstand, noch Liebe und Freundschaft, noch irgendeine Form von Gewissen, keinen Ehrgeiz (Schule und Arbeit findet sie unnötig, im Leben zählt nur Spaß) noch sonst irgendetwas, worin Kinder und Jugendliche eine vorbildliche Identifikationsmöglichkeit finden.
Von mir bekommt „Jersey Angel“ einen ganz deutlichen Daumen nach unten und wenn es ginge, sogar 0 von 5 Sternen, denn hier geht der Spaß eindeutig zu weit.