Rezension

Unnötig

Cinder & Ella - Kelly Oram

Cinder & Ella
von Kelly Oram

Bewertet mit 2.5 Sternen

 „Cinder & Ella sind zurück! Endlich haben Cinder alias Brian und Ella sich gefunden! Die beiden schweben auf Wolke sieben und sind verliebter denn je. Aber schneller als ihnen lieb ist, holt sie die Realität wieder ein. Zwischen Alltagsstress und Familienproblemen ist Brian schließlich immer noch der angesagteste Schauspieler Hollywoods - und das merkt auch Ella, die plötzlich mehr denn je im Rampenlicht steht. Doch ist ihre Liebe wirklich stark genug, dem Druck des Showbusiness standzuhalten?“

Cinder & Ella war eines meiner Highlights des Jahres 2018. Umso erstaunter war ich, als ich las, dass es in der Originalsprache bereits eine Fortsetzung gibt. Für mich hatte das Buch das perfekte Ende, alle waren glücklich und hatten sich gefunden, man konnte als Leser guten Gewissens mit der  Geschichte abschließen. Daher war ich skeptisch, womit man in Band 2 noch aufwarten wollte und ging entsprechend vorsichtig an die Story ran. Vor allem als es dann negative Rezensionen hagelte, fühlte ich mich in meinem ersten Eindruck bestätigt, dass eine Fortsetzung Cinder und Ella nicht gut tut, musste mir aber natürlich noch eine eigene Meinung bilden.

Die Geschichte geht in etwa da weiter, wo Band 1 aufgehört hat, es gibt also keinen großen Zeitsprung à la „Drei Jahre später..“ oder dergleichen. Der Schreibstil war gewohnt leserfreundlich, man wird direkt wieder in das Geschehen reingeworfen und fühlt sich sofort als wäre man nach Hause gekommen. Anfangs habe ich mich noch riesig gefreut, all die Bekannten wieder zu treffen, nicht nur Cinder und Ella, sondern auch Ellas Schwester(n), zumindest eine von beiden, und ihre Freunde. Doch es dauert nicht lang, da schüren Ana und Ellas sowie Brians Vater wieder die größten Aggressionen in mir, dazu später mehr.

Erst mal möchte ich lobend erwähnen, wie sehr ich Brians Mutter und deren neuen Partner liebe, die man in diesem Teil vorgestellt bekommt. Die beiden sind so herzensgut und ganz anders als Brians leiblicher Dad benehmen sie sich Ella gegenüber vorbildlich.
Generell trifft man in diesem Band viele neue und wirklich sympathische und interessante Figuren, über deren Background ich mir gut eigene Bücher vorstellen könnte. Das Cinder & Ella Universum hat sich hier für mich um viele spannende Menschen erweitert, wofür ich sehr dankbar bin.

Auf der anderen Seite wird Ella hier erstmals mit den gravierenden Folgen konfrontiert, die es mit sich bringt, einen berühmten Freund zu haben und vor allem auch selbst berühmt zu sein. Teilweise schien es nicht nur ihr selbst sondern auch mir als Leser unrealistisch, welche Türen sich ihr jetzt öffnen, nur weil sie Brian datet. An einigen Stellen war es einfach zu viel, zu gut, zu unglaubwürdig, zu sehr der wahr gewordene American Dream der kleinen Mauerblume, die von nun an alles bekommen kann, was sie sich je gewünscht hat. Doch abseits von all den Möglichkeiten, die sich ihr bieten, ist Ella auch oft Opfer von Menschen, die es nicht gut mit ihr  meinen, seien es skrupellose Journalisten oder perverse Fans. Die Situationen, mit denen die junge Frau zu kämpfen hatte, haben mir Schauer beschert, und zwar keine der guten Sorte.

Neben den guten und schlechten Entwicklungen außerhalb ihres inneren Kreises gibt es auch wieder Zoff in der Familie und damit kommen wir zu meinen größten Kritikpunkt. Ana ist und bleibt eine unverbesserliche Zicke, darüber kann ich auch noch hinwegsehen. Aber Ellas Vater hat nicht nur den metaphorischen Vogel abgeschossen, er hat so lange auf das Vieh draufgehalten, bis lediglich ein matschiger, gefederter Haufen übrig war. Ich hatte an zwei Stellen das ernsthafte Bedürfnis, das Buch abzubrechen, und an beiden Stellen hat sich Papa Ella wie ein Arschloch erster Güte aufgeführt.

In diesem Buch ist alles zu viel, das gilt auch für Streit und Versöhnung. Man denkt sich am Anfang „Yay, Zoff!“, mit steigender Aggression empfand ich nach gefühlten zwei Dutzend Seiten mit Streitdialog dann aber eher ein „Entweder bringt ihr euch jetzt um oder haltet ENDLICH DIE VERDAMMTE KLAPPE!!“. Es war überdimensioniert, zu dramatisch, zu gewollt emotional, es wurde alles ausgepackt, was die Trickkiste für einen richtig fetten Fight bereithält.
Das gleiche gilt auch für Versöhnung. Zu viel, zu schmalzig, dadurch zu unaufrichtig, zu triefend vor Verzweiflung.

Ich bin grundsätzlich ein Fan von Happy Ends. Ich liebe es, wenn meinen Protagonisten viele gute Dinge widerfahren, je mehr desto besser. Das, was Ella in diesem Band alles zufliegt, hat mein kleines, friedliebendes Herz mehr als entzückt, meinen Kopf allerdings ziemlich verstört. Daher schwanke ich diesbezüglich stark zwischen 'What the Fuck??' und 'OH MEIN GOTT, wie cool!'
Doch all diese überzogenen, extrem in die Länge gezogenen Streit- und Versöhnungsgespräche haben dem Buch seinen Todesstoß versetzt.

Mein Fazit:
Ein Teil von mir jubelt, ein (leider) größerer Teil ist immer noch wegen schwerwiegender, figurenbedingter Aggressionen in Selbsttherapie. Herrje, wie schafft die Autorin es nur, so furchtbar hassenswerte Charaktere zu kreieren? Ich hatte es befürchtet, aber kann es jetzt bestätigen: Die Fortsetzung hätte nicht Not getan. Werdet glücklich mit Band 1, aber lasst die Finger vom zweiten Teil.
Es reicht leider nur für 2,5 von 5 Sternen.