Rezension

Unnötige Fortsetzung

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück - Lauren Weisberger

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
von Lauren Weisberger

Der Teufel trägt Prada war einer der großen Kino-Hits im Jahr 2006. Neben Hauptdarstellerin Anne Hathaway als Andrea Sachs brillierte in der Komödie vor allem Meryl Streep als Miranda Priestly, die teuflische Chefredakteurin der Modezeitschrift "Runway". Der Film basierte auf dem gleichnamigen Buch von Lauren Weisberger, die in dem Bestseller in Teilen auch ihre eigenen Erfahrungen als Redakteurin der noblen Fashionbibel "Vogue" verarbeitete. Der Erfolg von Buch und Kinofilm schreit natürlich nach einem Nachfolgeband, den Weisberger nun genau zehn Jahre nach Der Teufel trägt Prada veröffentlicht und dort die Geschichte von Protagonistin Andrea Sachs weitererzählt. Diesmal trägt die "Rache" Prada.

Nach Andreas' Kündigung bei "Runway" hat sich einiges getan. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Erzrivalin Emily, die sie noch aus gemeinsamen Tagen unter Miranda Priestly kennt, hat Andy eine eigene Zeitschrift gegründet, die recht erfolgreich von Promitrauungen und Hochzeitstrends berichtet. Und auch privat hat sich alles prima entwickelt, denn schon bald wird sie den begehrten Junggesellen Max Harrison heiraten, den Spross einer bedeutenden Unternehmerfamilie. Doch auf einmal trifft ein Angebot des Verlages Elias-Clark ein, worin die Absicht bekundet wird, Andys und Emilys gemeinsame Zeitschrift kaufen zu wollen. Der Kaufpreis würde beide Frauen reich machen. Doch bei Elias-Clark leitet nun Miranda Priestly die Geschäfte. Kann es Andy verantworten, dass ihre Zeitschrift an die verhasste Ex-Chefin fällt? Das Kaufangebot wird alles auf den Kopf stellen.

Acht Jahre stehen zwischen Der Teufel trägt Prada und seinem Nachfolger. Nach einer kurzen, recht schwach ausgestalteten Traumsequenz, die eine Art Vorahnung der Protagonistin der noch kommenden Ereignisse ausschmücken soll, startet die richtige Geschichte am Tag der Hochzeit zwischen Andrea und Max. Für jede Frau natürlich der schönste Tag im Leben, doch Andrea ist unsicher, ob sie Max wirklich heiraten soll. Max' Mutter scheint Andrea nicht als potenzielle Mrs. Harrison akzeptieren zu wollen und rät ihrem Sohn von der Hochzeit ab. Ein nicht neuer, aber interessanter Story-Ansatz der hier aufgegriffen, aber leider schon bald wieder fallen gelassen wird. Denn die einzig wichtige Person, die Anlass für Konflikte zu liefern hat, wird schon auf Seite 2 in großen Lettern genannt: "MIRANDA PRIESTLY". Neben ihr hat es keine andere Feindin zu geben.

Und so dient die Darstellung der Hochzeit auf den ersten Seiten dem einzigen Zweck, Andreas neues Leben zu illustrieren und so einen passenden Anlass zu geben, um auch auf die letzten acht Jahre und die Kündigung bei "Runway" zurückzublicken. Die Einschübe, in denen die Protagonistin von Vergangenem erzählt, wirken allerdings wie Fremdkörper. Der Autorin gelingt es nicht die Grundlagen der Geschichte in Dialoge oder die fortführende Handlung einzuweben, sondern platziert sie, Exkursen gleichend, inmitten der Kapitel. Dadurch wirkt der Beginn des Buchs sehr holprig und die ersten Kapitel handwerklich nicht weise konstruiert.

Manch Handlungssprung, wie er hier und da vorkommt, verzeiht man schon mal, aber die übermäßige Verwendung von Fragen als Stilmittel, Fragen die sich die Protagonistin im Laufe des Buchs in Monologen selbst stellt, ist manchmal zu viel des Guten. Gerade am Anfang strengt die Häufung dieser stilistischen Ausgestaltung sehr an. So fragt sich Andrea: Was soll ich nur tun? Was hat das zu bedeuten? Warum sagt er nichts? Und der Leser fragt sich nur: Kann man die Gedankengänge der Protagonistin denn nicht besser darstellen, als durch das Aneinanderreihen von Fragen (und ja, in einigen Kapiteln reihen sich die Fragen wirklich aneinander).

Der Lesefluss verbessert sich nachdem man die ersten Kapitel hinter sich gelassen hat spürbar und das Buch entwickelt sich wirklich noch zu einer unterhaltsamen Lektüre. Vor allem wenn dann wirklich wieder Miranda Priestly in die Geschehnisse eingreift. Denn Miranda ist der spannenste Charakter in der Geschichte und die einzige Figur, die kein Püppchen ist (Männer inbegriffen). Bei ihr weiß der Leser nie woran er ist. Mal scheint sie wie das Ungeheuer, für das Andy sie hält, mal widerrum zeigt sie auch eine menschliche Seite, ist zuvorkommend und großzügig. Im nächsten Moment bellt sie jedoch wieder ihre Assistentin an. Es ist wirklich schade, dass ein solcher Charakter, auch wenn sie öfters wie ein dunkles Phantom über Andy zu kreisen scheint, in diesem Buch nur am Rande vorkommt. Hier hat man wirklich mehr erwartet.

Andy selber ist ein emotionaler Charakter und agiert daher nicht immer rational. Manchmal nervt ihre Sturrheit regelrecht. Ihre Geschäftspartnerin und Freundin Emily gefällt da deutlich besser, hat aber noch weniger Facetten als Andy selbst. Vielleicht ist es das Bild der großartigen Emily Blunt aus der Verfilmung, dass man hier vor Augen hat und Emily wirklich sympathischer wirken lässt.

Apropos Verfilmung: Man hat zwar in Hollywood schon viele schlechte Fortsetzungen gedreht, aber einen Film zu diesem Buch scheint nicht vorstellbar. Die Geschichte bietet einfach zu wenig Besonderes und das Alleinstellungsmerkmal einer Miranda Priestley wird zu wenig ausgeschöpft. Also Hollywood: Bitte nicht. Einer Fortsetzung in Buchform hätte es eigentlich auch nicht bedurft. Die Rache trägt Prada ist daher nur etwas für Fans des Films.