Rezension

Unnötiges Drama

Weil ich Layken liebe
von Colleen Hoover

Bewertet mit 1 Sternen

Inhalt: 
Die  achtzehnjährigen Layken zieht mit ihrer Mutter und ihrem Bruder von Texas nach Michigan. Schneller als gedacht gewöhnt sie sich an ihre neue Umgebung, was vorallem am Nachbar Will liegt. Will ist einige Jahre älter als sie, freundlich und gutaussehend. Zwischen den beiden knistert es sofort und beide verlieben sich ineinander. Layken trifft der Schlag, als sie herausfindet, dass Will Lehrer an ihrer neuen Schule ist. Beide wissen, dass das zwischen ihnen ein Ende haben muss. Doch das ist leichter gesagt, als getan …

Meine Meinung:
Die Kurzfassung der Geschichte hört sich nach einer verbotenen Liebe an. Ein Lehrer shakert mit seiner Schülerin herum – das schreit gerade zu nach Drama und Konflikten. Leider war das Buch nicht ganz so dramatisch und die Konflikte waren, um es gelinde auszudrücken, durchschaubar und leicht zu lösen. 
Zum einen hat das damit zu tun, dass Layken und Will sich viel zu schnell ineinander verlieben. Obwohl Liebe auf den ersten Blick nicht meins ist, kann ich damit leben, wenn die Gefühle der so  ausgeleuchtet werden, dass man auch als Leser mitfühlen kann. 

Mit der plötzlichen Liebe zwischen ihnen könnte ich leben, wenn die Barrieren, die das Päärchen überwinden muss, etwas extremer gewesen wären. Es ist ein ewiges hin und her zwischen den beiden und beide stellen sich ständig selber ein Bein. Die einzig wahre Barriere ist Wills Lehreranstellung. Er ist nur vier Jahre älter als sie und sogar Laykens Mutter kennt Will und hätte nichts gegen ihn, wenn er nicht Laykens Lehrer wäre. 
Der rationaldenkende Leser würde nun auf die Lösung kommen, dass er sich einfach eine neue Lehreranstellung suchen soll. So lange sollen die beiden sich eben fern voneinander halten, bzw. nichts sexuelles miteinander anfangen. Auch wenn das mit dem neuen Job nichts wird, in spätestens einem Jahr ist Layken mit der Schule fertig. Aber warum es einfach machen, wenn es auch kompliziert geht? Statt mit der Lage verantwortungsbewusst umzugehen, drehen beide total durch.
(Es gibt auch Paare die mehrere Jahre voneinander getrennt sind. Wenn der Partner im Krieg ist etc. Warum müssen die beiden also durchdrehen? Sie kennen sich auch gerade mal paar Tage!)

Charaktere, die einen für sich gewinnen, denen kann man viel verzeihen. Layken und Will hätte ich ihr Verhalten verzeihen können, wenn sie mir wenigstens etwas sympathischer gewesen wären.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Layken erzählt. Obwohl Will annimmt, dass sie älter ist, da sie sich reif verhält, kann ich hier nicht zustimmen. Sie benimmt sich trotzig und kleinlich. Wenn Will zu ihr sagt, dass sie nicht zusammen sein können, da er ihr Lehrer ist und er diesen Job braucht, hat sie kein Verständnis dafür. Sie beschimpft ihn und reagiert komplett über. Und wie lange kennen die beiden sich nochmal? Genau, drei Tage. 
Layken hat einfach null Tiefe (so wie alle anderen Charaktere in diesem Buch auch, aber bei der Protagonistin ist es nochmal etwas Anderes). Sie ist anscheinend intelligent, gewitzt und leidet darunter, dass ihr Vater nicht mehr da ist. Merkt man das ihr an? Fehlanzeige. Hier und da werden zwar Andeutungen gemacht, aber das war es dann auch schon.

Will wird als verantwortungsbewusster, hilfsbereiter großer Bruder dargestellt. Er ist ein cooler Lehrer, macht Slams und geht meistens mit seinen Schülern locker um. Als er herausfindet, dass Layken seine Schülerin ist, reagiert er moralisch richtig. Aber dennoch kann er es nicht lassen und macht mit ihr herum, nur um sie dann wegzuschicken, weil es nicht richtig ist und weil er für einen Moment schwach war. Falls ihr euch fragt, wo nun die Logik hin ist, seid ihr nicht die einzigen.

Auf die Poetry-Slam-Handlungsstrang war ich total gespannt.Wart ihr schon einmal auf einer Slam-Veranstaltung? Mittlerweile ist Poetry Slam auch in Deutschland ziemlich bekannt, ich sage nur Julia Engelmann. Aber es gibt auch andere, größtenteils englischsprachige Künstler, die da draußen ihr Ding durchziehen. 
Poetry Slam lebt unter anderem vom Sprechgesang der Person, die das Ganze vorträgt. Es ist nicht nur ein Gedicht, sondern eine richtige Performance. Das in einer Medie darzustellen, in der man die Stimme "lediglich" im Kopf hört, das ist extrem schwer. Leider hat die Autorin das nicht bei allen Slams besonders gut hinbekommen. Mir hat dieses Dynamische, das man bei echten Poetry Slams hat, in diesem Buch gefehlt.

Liegt es an der Übersetzung oder konnte die Autorin mich einfach nicht in ihren Bann ziehen? Die Schreibweise wirkt stellenweise hölzern, das Lesetempo stockt bei manchen Slams und die Dialoge haben oft keinen Inhalt.

In der Kürze liegt die Würze: 
Unüberzeugende Lehrer-Schülerin-Beziehung; flache Charaktere; nichtssagende, einfache Handlung, die keine Spannung enthält; Lesetempo nur stockend; Logikfehler

Bewertung:  
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es mir schwerfällt, aber das tut es tatsächlich nicht. Das Buch verdient in meinen Augen lediglich  ♥  Herzchen. Es gab keinerlei Aspekte, die mich auch nur im Ansatz angesprochen haben. Die große Frage, die sich mir am Ende des Buches stellt: Wie konnte so ein Buch ein Bestseller werden? Wie kann eine so abgelutschte Handlung so viel Begeisterung bei Lesern auslösen? Und was stimmt eigentlich nicht mit mir, dass ich eine der wenigen bin, die das Buch hassen?
 

Kommentare

JA2085 kommentierte am 08. Juni 2014 um 11:41

Danke, für diesen aufschluss- und hilfreichen Text!!!