Rezension

unschlüssig. Ja!! aber mh

Muss ich das gelesen haben? -

Muss ich das gelesen haben?
von Teresa Reichl

Bewertet mit 3.5 Sternen

In kurz; Super wichtiges, gutes Thema, tolle Herangehensweise, manchmal etwas sehr abgeschweift.

Ich bin unschlüssig.

Das Cover hat mich nicht wirklich angesprochen, der Titel etwas mehr. Ich beschäftige mich schon länger mit Unterdrückung und unterschiedlichen Geschlechtern bei der Buchveröffentlichung, darum ging ich nicht blind in das Thema.
Ich mag sehr, wie die Autorin ihre Sprache bewusst locker hält. Es geht hier nicht darum, ein krasses literarisches Stück zu schreiben, sondern Tachales zu reden und es vor allem für Jugendliche und Jüngere zugänglich zu machen. Das gelingt ihr meiner Meinung nach wunderbar - das Buch liest sich so, als würde man entspannt auf dem Sofa oder am Küchentisch gegenüber sitzen und miteinander fachsimpeln - aber eben auf eine lockere, umgängliche Art.
Ich habe richtig viel aus dem Buch gelernt! In der Schule habe ich schon jede noch so öde Lektüre gelesen und mich damit befasst, aber das ist kein Vergleich zu dem, was die Autorin hier beschreibt. In der Schule hatte ich noch eine andere Ansicht, die, der weißen cis-Männer (als weiße cis-Frau in den 00ern leider gar nicht so selten), und habe viele Dinge als gar nicht problematisch oder, wie Teresa es so schön nennt, als "das war halt damals so" abgestempelt. Ich habe mittlerweile eine andere Denkweise und kann sowas viel reflektierter betrachten und trotzdem haute mich die Autorin aus den Socken. 
Zwischenzeitlich wurden die Ausführungen leider sehr lang. Bestimmte Werke kannte ich nicht oder kaum, weswegen ich die (Wenn auch lockere) Analyse des drölften Werkes dann mehr überflogen habe. Ihre Fußnoten und Anmerkungen, die glaube ich auch viel Witz ausmachen, sind im e-Book weit hinter der eigentlichen Seite, darum kann man gar nicht mehr zuordnen, zu welchem Satz jetzt welche Zahl gehört hat. Das fande ich sehr schade, ist aber wahrscheinlich ein Formatierungsding des eBooks. 
Die Alternativen-Liste am Ende fand ich enorm wichtig und wirklich gut. Vielleicht wäre aber hier eine tatsächliche Liste mit 2-3 Sätzen dazu sinnvoller gewesen als ein Fließtext. So, wie am Ende nochmal erwähnte Werke aufgelistet werden.

Ich bin unschlüssig. Auf der einen Seite finde ich das Buch großartig und unglaublich wichtig. Ich habe vollen Ernstes überlegt, meinem damaligen Deutsch-LK-Lehrer das Buch kommentarlos zu schicken. Und allen anderen Deutschlehrerern (männlich), die ich mittlerweile kenne. Wenn man alle geführten Werke kennt, ist es bestimmt ein ganz anderes Erlegbnis. Auf der anderen Seite ziehen sich manche Parts so sehr und zieht Themen heran, die nur in Entfernung etwas mit dem grade besprochenen Hauptthema zu tun haben, dass ich Angst habe, sie würden es in die Ecke werfen und Teresa in ihrer weißen-cis-Art, wie sie eben sind, als "überfeministische" abstempeln. Obwohl das falsch ist! Die Autorin redet einfach Klartext, ohne Bashing, ohne Schuldzuspruch und ohne "überfeministisch" zu sein. Sie spricht das aus, was Sache ist.
Die Zielgruppe des Buchs sind eher jüngere Leute, die in diesen Situationen stecken, öde Literatur in den Schulen/Unis lesen zu müssen. Für die ist dieses Buch gold wert. Um direkt da etwas ändern zu können. Um mal zu sagen "ne, das war eben nicht halt so!". 

Ich habe lange überlegt, ob ich 3 oder 4 Sterne vergebe. deshalb genau dazwischen
In kurz; Super wichtiges, gutes Thema, tolle Herangehensweise, manchmal etwas sehr abgeschweift. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. März 2023 um 07:36

Warum ist das Buch wichtig? Wüsste ich gerne, habe ich aber nicht aus der Rezension herauslesen können, leider.

baccata kommentierte am 01. Oktober 2023 um 15:32

Hi, danke für deine Kommentare! habe sie leider jetzt erst gelesen. 

Ich finde das Thema wichtig, weil in der deutschen Klassik noch zu wenig über weibliche Autoren gesprochen wird - meiner Meinung nach. Das sieht man gut an den Leselisten für Schulen und Universitäten. Die Autorin geht viel auf diese Dinge ein und hinterfragt besagte Listen. Und sie setzt sich auch mit den vorliegenden Empfehlungen auseinander.

Danke dir auch für deine Anmerkung bezüglich meiner Wortwahl, dies war mir nicht bewusst und definitiv nicht despektierlich gemeint.

wandagreen kommentierte am 29. März 2023 um 16:43

"in ihrer weißen-cis-Art" - diese Ausdrucksweise finde ich despektierlich.