Rezension

Unschuldig in Haft

Jeder Einzelne - Peter Märkert

Jeder Einzelne
von Peter Märkert

Die jungen Studenten Christina und Marc sind grundverschieden, aber trotzdem ein Paar. Sie passen nicht wirklich zusammen und sind auch nicht glücklich miteinander. Diese Situation eskaliert auf einer Party, als beide mit anderen Personen flirten. Christina reagiert heftig und möchte sofort nach Hause, Marc fährt sie trotz seines angetrunkenen Zustandes. Am nächsten Morgen hat Marc Erinnerungslücken, Christina ist verschwunden. Die junge Frau wird von der Polizei gefunden: Sie wurde mit K.O.-Tropfen gefügig gemacht, vergewaltigt und tot in die Ruhr geworfen. Alle Indizien sprechen für Marc als Täter. Doch seine neue Liebe Lena und deren Freundin, die Bewährungshelferin Marie Marler, glauben an seine Unschuld. Wird es ihnen gelingen, den wahren Täter zu identifizieren und vor Gericht Marcs Freispruch zu erwirken?

„Jeder Einzelne“ von Peter Märkert ist exakt das, was man sich unter dem Genre „Justizkrimi“ vorstellt: Der Fokus des Buches liegt auf dem Gerichtsprozess und der Beweislage. Dementsprechend ist der Schreibstil sehr nüchtern gehalten, die Erzählweise ist sachlich und protokollartig, was sich beispielsweise durch die Aneinanderreihung kurzer,  unvollständig erscheinender Sätze ausdrückt. Das Buch lässt sich somit einfach lesen und die Geschichte gut nachvollziehen.

Die Identifikation mit den Protagonisten ist mir leider etwas schwer gefallen, da nur Marc wirklich charakterisiert und mit seinen Gedanken und Befürchtungen dargestellt wird. Gut eingeflochten sind die Rückbezüge zu Marcs Vergangenheit und seine daraus gezogenen Rückschlüsse. Alle anderen Beteiligten treten eher als Randfiguren auf, deren Motive und Handlungen für mich teilweise schwer nachzuvollziehen sind (warum setzt sich beispielsweise Marie so für jemanden ein, den sie selbst zwar für unschuldig hält, aber überhaupt nicht kennt – nur weil ihre Freundin sich in ihn verliebt hat, ihn aber auch erst 2 Tage kennt?).

Fazit:

Leider haben mir an vielen Stellen aufgrund der nüchternen Erzählweise die Emotionen gefehlt. Auch hat es sehr lange gedauert, bis der Krimi an Fahrt aufnahm. Die Enttarnung des wahren Mörders geschah unspektakulär und wenig überraschend. Außerdem gab es ein paar zu viele „Zufälle“, die maßgeblich zur Lösung des Falles beigetragen haben. Die Gerichtsverhandlung wird allerdings sehr gut geschildert, ab dieser Stelle nimmt das Buch auch an Spannung zu – ein richtiger „Justizkrimi“ eben.