Rezension

Unspektakuläres Älterwerden

Herr Kato spielt Familie
von Milena Michiko Flasar

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe "Herr Kato spielt Familie" in einer Leserunde gewonnen, weil mich der Titel und der Klappentext ansprachen hatte ich mich darauf beworben.
Herr Kato wird von heute auf morgen in die Rente geschickt und ihm wird sein tristes Renterleben bewusst. Seine Ehe läuft mehr aneinander vorbei, die Kinder sieht und kennt er kaum, seine Versprechen alte Freunde zu besuchen löst er auch nicht ein.
Als plötzlich Mie vor ihm steht und ihm einen Job anbietet, bei dem er so tut als wäre er für einen Tag jemand anderes, mal ein Opa, mal ein Chef - lässt er sich auf dieses Abenteuer ein...

Das Ganze klingt spektakulärer als es ist. Herr Kato hat durchaus interessante Gedanken, nur leider führt er sie oft nicht durch. Er zu sehr innerlich festgefahren. Auch bleibt der Abschnitt in dem er einen Stand-In spielt eher kurz und ich hatte nicht den Eindruck, dass er irgendetwas für sich aus diesen Erfahrungen mitgenommen hat. Schade.

Was mir gar nicht gefiel war der Schreibstil. Ewig lange Sätze, verschachtelt, eigen. An und für sich finde ich es gut, wenn ein Autor seinen eigenen Stil hat, der ihn von der breiten Masse ablöst, in diesem Fall gefiel er mir nur leider nicht, weil er mir zu umständlich zu lesen war. Mehrfach musste ich einen Satz wiederholt lesen, um ihn richtig zu deuten. Man stelle sich das bei einem 500-Seiten Buch vor - hier ist mir der Zeitaufwand zu hoch; ich möchte ein Buch zum Genuss, zur Unterhaltung lesen und es nicht studieren.

Im Endeffekt kommen mir zwei Gedanken zu diesem Buch: entweder hat die Autorin sich nicht viel dabei gedacht, sodass mir nichts anderes bleibt als dieses Buch mit dem Stempel "langweilig" abzulegen oder aber sie verfolgte dabei den Gedanken ganz bewusst Normalität aufzuzeigen. Denn die meisten Leben sind eben nicht spektakulär, schon gar nicht die dieser Generation. So viele verblasste Träume, verpasste Chancen. Soll das Buch darauf hindeuten? Aufzeigen, dass man daran festhalten und Dinge endlich tun und sagen und machen sollte, bevor alles den Bach der langweiligen Alltäglichkeit hinuntergeht? Dann finde ich es gelungen.

Fazit: Interessanter Hintergedanke, nur leider waren mir die Charaktere zu oberflächlich und die Geschichte hatte keine ausreichende Tiefe, um mich zu überzeugen. Schade.