Rezension

Unsterblich oder einfach tot?

Die Unsterblichen - Chloe Benjamin

Die Unsterblichen
von Chloe Benjamin

Zum Inhalt:
Vier Geschwister hören von einer Wahrsagerin, die imstande ist, jedem den Todestag vorherzusagen. Neugierig geworden, besuchen sie die Frau und diese nennt ihnen ihre Daten. Mit diesem Wissen ausgestattet leben Simon, Karla, Daniel und Varya ihr Leben, - mehr oder weniger glücklich, mehr oder weniger erfüllt. Bis zum Ende.

Mein Eindruck:
Was würdest du tun, wenn du das Datum deines Todes wüsstest? Leben auf Teufel komm heraus? Mit deinem Schicksal hadern, dich ihm ergeben oder dagegen ankämpfen? Vor dieser Frage stehen die vier Gold-Geschwister, nachdem sie eine Zigeunerin besucht haben, und alle vier finden eine eigene Antwort auf die Frage. Dafür hat die Autorin ihr Buch nach dem Prolog in vier Teile geteilt, welche sich mit der jeweils nächsten sterbenden Person beschäftigen und dieses fast ausschließlich. Denn bis auf Karla und Simon, die ersten Delinquenten, pflegen die vier – wenn überhaupt - nur noch losen Kontakt zueinander und so ist diese Konzentration folgerichtig. Man mag gar nicht glauben, dass die Autorin erst 28 ist, so viel Tiefe zeigen ihre Charaktere, so viel Unterschiedlichkeit billigt sie ihnen zu. Und bei allen kommt irgendwann der Punkt, an dem man sie als Leser schütteln möchte, weil man merkt, wie sie auf ihr Unheil zuwanken – und es stellt sich die Frage, ob „selbsterfüllende Prophezeiung“ nicht auch eine Antwort sein kann, die insbesondere bei Karlas Schicksal naheliegt.
Mein persönlicher Lieblingssatz – in diesem Buch findet sich tatsächlich einer – ist „So wie sie das beschreiben, hört es sich an, als könnten wir selbst entscheiden, ob wir leben oder überleben wollen.“ Denn genau das zeigt sich in der Geschichte – derjenige, der länger lebt, hat nicht unbedingt mehr Lebensqualität. Ganz im Gegenteil nimmt der Rausch der Lebendigkeit bei jedem weiteren Schicksal ab, bis er bei Varya fast ganz verschwindet.

Mein Fazit:
Jedes Leben kann erfüllt sein, selbst wenn es nur kurz dauert. Das ist ein sehr schöner Gedanke, der nachhallt.