Rezension

Unsympathische, arrogante Protagonistin nimmt Lesevergnügen

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet - Alan Bradley

Flavia de Luce 01. Mord im Gurkenbeet
von Alan Bradley

Die Reihe hatte es ja auf meine Wunschliste geschafft und klang für mich auch wirklich toll, eigentlich eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack. Da ich nie dazu kam, es mir zu kaufen, war ich wirklich glücklich, dass ich in der Bibliothek über den ersten Band gestolpert bin. Nach dem Lesen war ich darüber noch glücklicher, denn Mord im Gurkenbeet konnte mich nicht überzeugen.

Der Knackpunkt dabei ist Flavia. Sie ist elf. Sie ist Hobbychemikerin. Sie kennt sich mit Literatur und klassischer Musik aus. Sie klingt wie eine 60jährige. Eigentlich mag ich diese Sprache, die sich immer etwas abhebt, das ist etwas, was mir in der Regel wirklich gefällt. Doch habe ich dabei einfach nicht das Gefühl gehabt, dass ein Kind die Protagonistin ist. Flavia ist altklug, egoistisch und unsympathisch. Außerdem empfand ich sie als arrogant. Sie konnte mich kein bisschen überzeugen. Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf wurde das Buch auch nicht wirklich zum Lesevergnügen.
Die Liebe zur Chemie... gut... die half vielleicht nur einmal bei der Tatwaffe, doch ansonsten wirkten die chemischen Liebeserklärungen von Flavia unnötig und haben Längen geschaffen. So als ob der Autor sich gedacht hätte: 'Oh verdammt, ich sollte mal wieder Flavias Lieblingshobby mit ein bringen.'
Auch die anderen Charaktere bieten da keine große Abhilfe, weil Flavia, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist, diese einfach so oberflächlich sieht und oft nur als Versuchsobjekte betrachtet, dass man sie nicht richtig kennen lernt.

Der Mordfall an sich sah auf den ersten Blick ganz interessant aus, auch denMord im Gurkenbeet mochte ich. Doch der Mörder wird einem so schnell auf dem Silbertablett serviert, dass ich als Leserin gar nicht fassen konnte, dass es noch so lange dauern würde, bis dieser Fall dann doch gelöst werden würde. Und dann sind es doch viele Zufälle, die Flavia auf die richtige Spur bringen, während sie nebenbei noch alle anderen dumm dastehen lässt.

Ich mag Schachtelsätze, ich mag Beschreibungen, ich mag Bilder. Dennoch hat sich hier durch den Schreibstil einiges an Längen ergeben. Hinzu kommt, dass der wunderbare britische Humor einfach nicht wirklich durchkam und somit das Skurrile, das ich bei Titel, Beschreibungen und Kommentaren dazu erwartet hatte, einfach nicht vorhanden war.

Fazit

Ich hätte mir etwas mehr Warmherzigkeit, ein bisschen mehr Witz und eine nicht ganz so perfekte (und dabei unsympathische) Protagonistin gewünscht. Auch die Chemie hätte gerne ihren großen Auftritt haben können, aber nicht diese langen Szenen, die die Story kein bisschen voranbrachten.