Rezension

Unsympathische Egomanin

Carmen - Prosper Mérimée

Carmen
von Prosper Merimee

Bewertet mit 2 Sternen

Ganz ehrlich, wieso diese Geschichte zu solch einem Ruhm kam ist mir schleierhaft. Sicherlich mag eine Oper noch mal ein ganz anderes Kaliber sein, dennoch ändert das ja eigentlich nichts an der Geschichte. Und diese ist einfach. Soldat verliebt sich in Zigeunermädchen, klappt alles nicht so wie gewollt, am Ende gibt es nur den Tod. Carmen ist mir dabei zutiefst unsympathisch. Mag ja sein, dass sie wundervoll ausschaut und mit einem Blick alle Männerherzen (oder so…) zum schmelzen (oder so…) bringt, aber im Endeffekt ist sie doch nichts weiter als eine eingebildete, niederträchtige, egoistische Zicke, die stets und ständig auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist, für die das ganze Leben nur ein Spiel ist, ohne sich je Gedanken um die Konsequenzen ihres Handelns zu machen. Sie ist stolz und freiheitsliebend, heute würde man sie wohl liebevoll als „beziehungsunfähig“ bezeichnen. Wie gesagt, mir war sie so unsympathisch, ich habe während der gesamten Geschichte keine Bindung zu ihr oder einem anderen Charakter aufbauen können und auch ihr Tod war mir wumpe. Ich habe schon lange kein Buch mehr so unbeteiligt gelesen. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass es keine wörtliche Rede gab sondern alles nur passiv vom Erzähler berichtet worden ist. Ich weiß es nicht. Mir bleibt es jedenfalls rätselhaft, was man an dieser schnöden Geschichte so grandios finden kann. Wenn man eine schöne Geschichte über Zigeunermädchen und verliebte Jungs lesen mag, dann doch gerne Cervantes Geschichte eines Zigeunermädchens, da kann man wenigstens Empathie/Sympathie entwickeln.