Rezension

Unsympathische Protagonistin und viele Längen - Kann nicht mit Band 1 mithalten

Die Farben des Blutes, Band 2: Gläsernes Schwert
von Victoria Aveyard

Vorab: Der Nachfolger von „Die rote Königin“ konnte mich leider überhaupt nicht begeistern. Zu Anfang wird direkt an die Geschehnisse am Ende des ersten Bandes angeknüpft. Man findet leicht in die Geschichte hinein und fühlt sich den Personen nach wie vor verbunden. Doch hat man erstmal die ersten hundert Seiten hinter sich, schleicht sich langsam ein gewisser Widerwille ein.

Grund ist zum einen die Langatmigkeit, mit der die Ereignisse erzählt werden. Die ganze Zeit wartet man darauf, dass die Einleitung endlich vorbei ist und die verschiedenen Personen aktiv in Aktion treten, entweder miteinander oder eben gegen Maven und seine Armee. Aber leider plätschert sowohl die Beziehung zwischen Mare und Cal, als auch die zwischen Mare und Kilorn oder auch Shade nur so dahin. Zum anderen wird Mare von Seite zu Seite unsympathischer. Sie hält sich scheinbar für etwas Besseres, da sie nun die Blitzewerferin ist, und es den Silbernen in der Arena so richtig gezeigt hat. Allerdings erinnert sie mich mit dieser Ansicht an eben jene Silberne, die sie doch so verachtet. Auch habe ich das Gefühl, dass sie bereit ist wirklich jeden zu Opfern, um sich selbst zu retten und somit die Revolution in Gang zu halten. Meiner Meinung nach hat die Rote Garde es bisher auch ganz gut ohne sie geschafft (auch wenn ich deren Handlungen auch grenzwertig finde), deshalb frage ich mich, was solche Gedanken ihrerseits sollen. Arroganz gepaart mit Ignoranz, nicht unbedingt die beste Mischung für eine Hauptprotagonistin. Ich verstehe ja auch in gewisser Weise, warum sich der Charakter verändern musste, um glaubwürdig zu bleiben; schließlich widerfährt ihr wirklich Schlimmes. Aber so eine drastische Änderung, nein, das ist einfach nur noch an den Haaren herbei gezogen und darüber hinaus unglaublich nervend. Das Mädchen aus Band 1 scheint kaum noch zu existieren, was sie selbst auch nicht müde wird zu betonen. Die anderen Charaktere haben mir aber ganz gut gefallen. Hier waren ein paar kleine Überraschungen dabei, was das Verhalten der verschiedenen Personen angeht.

Manchmal hatte ich nicht schlecht Lust, das Buch zur Seite zu legen und ein anderes zu beginnen. Die Atmosphäre des ersten Bandes fehlt komplett, ebenso die Spannung. Stattdessen gibt es Beschreibungen von Städten, Palästen, Dörfern, den neuen Charakteren in Hülle und Fülle. Ab Seite 300 wird es aber wieder bedeutet spannender. Nur ist das für mich als Leser leider etwas zu spät. Daher weiß ich auch noch nicht, ob ich mir Band 3 und 4 zu Gemüte führen werde.  

Pluspunkt: Der Schreibstil ist nach wie vor richtig gut. Die Autorin weiß, wie man mit Wörtern umgehen muss, um tolle Sätze hinzubekommen. An Talent fehlt es jedenfalls nicht.