Rezension

Unter der Haut

Was nie geschehen ist - Nadja Spiegelman

Was nie geschehen ist
von Nadja Spiegelman

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nadja Spiegelman erzählt in diesem Buch die Geschichte der Frauen in der Familie ihrer Mutter. Diese, Francoise, ist Art Director einer renommierten Zeitschrift, verlegt nebenbei Kinderbücher und lebt in New York. Sie ist aber gebürtige Französin, ihre Familie gehört zur Pariser High Society. Ihr Mann ist ein berühmter Comic-Zeichner, desser Familie im Holocaust umkam.

Über die Generationen zieht sich ein gewisser Egoismus der weiblichen Protagonisten, die Kinder laufen so nebenher, werden nach Bedarf zu Verwandten oder in Internate gesteckt, damit man sein eigenes Leben mit wechselnden Männern genießen kann. Ihre Nöte und Depressionen werden nicht wahrgenommen oder als "Hysterie" abgetan. Bei Bedarf steht ein Psychiater bereit. Auch ein Selbstmordversuch ändert nichts.

Nadja hat für dieses Buch ihre Mutter intensiv befragt, dann zieht sie nach Paris, um auch die Geschichte ihrer Großmutter aufzuschreiben. Naturgemäß sieht man dabei zwei Seiten der Medaille, denn die Großmutter hat die Kälte, die sie gegenüber Francoise ausgestrahlt hat, nie so empfunden. 

Ich fand es erschreckend mit wie wenig Wärme Francoise und auch ihre Mutter aufgewachsen sind. Nadja Spiegelman hat sehr exakt seziert, wie die Beziehungen zwischen den Frauen und Mädchen waren, man glaubt direkt in deren Seele zu schauen. Das macht das Buch sehr intensiv, manchmal aber auch schwer erträglich. Glücklicherweise versucht Francoise ihre Kinder anders zu erziehen.

Ein echtes Leseerlebnis!