Rezension

Unter der Haut und tiefer!

Gleich unter der Haut -

Gleich unter der Haut
von Berthe Obermanns

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hochgelobt und gehypt. An diesem Buch kommt man einfach nicht vorbei, dementsprechend gehe ich mit hohen Erwartungen an das Lesen:

GLEICH UNTER DER HAUT
Berthe Obermanns

Niklas hat seine Eltern verloren. Auch er sass im Auto, als dieser Falschfahrer kam, jetzt sind sie tot und er lebt - wenn auch nur in seiner Hülle.
Jetzt gibt es nur noch Nora, seine jüngere Schwester und Oma, die stark an Demenz erkrankt ist. Sie erkennt ihn nicht mehr. Er wickelt, wäscht und füttert sie. Zur Uni kann er auch nicht mehr - es geht einfach nicht - Sperre im Kopf!
Da trifft er Lou, oder wie auch immer sie heißt. Ihren Namen will sie ihm nicht verraten. Lou ist anders, mal freundlich und in der nächsten Minute jähzornig. Auch sie hat viele Narben - innerlich und äußerlich.
Zum ersten Mal fühlt er das Leben in seinen Körper zurückkehren, ganz langsam. Vielleicht will er doch nicht sterben, für sie würde er weiter leben - mit ihr.
Doch sie hat Schnee im Kopf, da kann man nicht einfach eine Beziehung eingehen.
Keine Liebesgeschichte. Punkt.

Wow, was war das? Eine Geschichte, die unter die Haut geht.

Der wunderschöne Schreibstil der Autorin will so gar nicht zur Geschichte passen. Woher nimmt Berthe Obermanns diese Worte?

„Meine Beine hängen wie Magnete am Boden, ich muss Kraft aufwenden, um sie anzuheben, stelle mir vor, wie Lous Hände mir dabei helfen, wie sie sich um meine Fußgelenke legen und meine Beine nach oben ziehen, bilde mir sogar ein, ihre Finger an meinen Knöcheln zu spüren.“ (S. 100)

Dem Buch mit einer Rezension gerecht zu werden ist mir fast unmöglich.
Eine Geschichte, die mich bestimmt noch lange beschäftigen wird und über das ich noch einige Momente länger nachdenken muss.
Keine schöne Geschichte, aber ein Lesegenuss. Chapeau Berthe Obermanns für ein unglaubliches Debüt.

4½/ 5