Rezension

Unter die Haut gehend

Salz auf unserer Haut - Benoîte Groult

Salz auf unserer Haut
von Benoîte Groult

Bewertet mit 5 Sternen

Als dieser Roman, der zwei Jahre lang auf Platz 1 der deutschen Bestsellerlisten stand, 1988 erschien, war Benoit Groult bereits 68 Jahre alt. Sie ist eine Frau, die das Leben von vielen Seiten kennengelernt hat. Angeblich ist die ganze Geschichte sogar autobiografisch: mit 25 hat sie einen amerikanischen Piloten kennengelernt und sich in ihn verliebt. Im Abstand von Jahren traf sie ihn immer wieder, verheiratet war sie allerdings mit anderen Männer. Dieser Pilot spielt übrigens auch in ihrem Buch „Leben will ich“ eine Rolle.

Bei „Salz auf unserer Haut“ (der französische Originaltitel lautet: „Les vaisseaux du coeur“ und heißt übersetzt sehr doppeldeutig „Herzkranzgefäße“) geht es um George, ein Mädchen aus gutem Haus, das mit seiner Familie die Ferien in der Bretagne verbringt. Dort trifft sie auf Gauvin, einen bretonischen Fischer, nur wenige Jahre älter als sie. Die beiden spüren eine unbändige Anziehungskraft, die sie auf einer von der Ebbe freigelegten Insel ausleben. Fast hätte die Flut sie fortgespült... Der Flut der Leidenschaft können sie nicht entfliehen. Doch das merken sie erst viele Jahre später. Inzwischen ist Gauvin verheiratet und Vater. George ist Historikerin geworden und hat mit einem erfolgreichen Mann einen Sohn. Sie bewegt sich in einer ganz anderen Gesellschaftsschicht als Gauvin, als sie in Afrika zufällig aufeinander treffen. Die Anziehungskraft ist ungebrochen und so verabreden sie sich an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt, um jeweils ein paar Tage zusammen zu verbringen. Die Sehnsucht nacheinander und geheime Briefe werden ein Bestandteil ihres Lebens und bei jeder Begegnung flammt die Liebe erneut auf. Zweifel lösen sich dabei in Nichts auf. George und Gauvin schlüpfen aus ihrer Alltagshaut, um die gemeinsamen Stunden der über 30 Jahre dauernden Verbindung zu genießen.

Was mir an diesem als „Hausfrauenporno“ verschrieenen Roman gefällt, ist die emotionale Seite, die Benoite Groult so nachvollziehbar beschreibt. Liebesträume lassen sich eben leichter leben als die alltägliche Realität. Wobei die innere „Anstandsdame“ auch nicht zu kurz kommt.

Ein Buch, das sehr flüssig geschrieben ist und das zu lesen sich in vielen Lebenslagen lohnt.