Rezension

Unter Wasser

Mittelmeersplitter - Theresa Sperling

Mittelmeersplitter
von Theresa Sperling

Klappentext:
Annika verliebt sich in den jähzornigen Außenseiter Levian. Trotz aller Warnsignale kommen die beiden sich immer näher. Vielleicht viel zu nahe. Doch wer das Meer wirklich liebt, muss einmal ganz hinabgetaucht sein. Denn wie kann man etwas lieben, das man immer nur von außen betrachtet, weil es eigentlich kalt und gefährlich ist?

Die Autorin:
Die ehemalige Tänzerin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in der Grafschaft Bentheim. Tagsüber ist sie Lehrerin, abends schreibt sie. Nach ihrer Tanzausbildung an der Hochschule für die Künste Arnheim (NL) und an der Martha Graham School of Contemporary Dance in New York, arbeitete sie in der freien Tanzszene und studierte Germanistik und Nordamerikanistik an der FU Berlin. Als Oberstudienrätin unterrichtet sie heute die Fächer Deutsch, Englisch und Darstellendes Spiel. Seit 2009 arbeitet sie an Romanen und Theaterstücken für jugendliche Leser.

Meine Meinung:

"Mit einem Menschen sieben Stunden täglich in einem Raum zu sitzen, ohne jemals von ihm angesehen zu werden, ist ein komisches Gefühl. Und derjenige, der es durchhält, tagelang niemanden anzusehen, ist ein ziemlich beängstigender Freak. Deshalb gab man Levian lieber auf und kehrte in den sicheren Schulalltag zurück. Soweit ich mich erinnern kann, war ich die Einzige, die nicht das Interesse an Levian verlor. Im Gegenteil. Alles an ihm zog mich an ..."

Annika möchte das Eis brechen. Das Eis zwischen sich und Levian. Levian redet mit niemandem in der Klasse, nicht einmal im Unterricht wird er von den Lehrern angesprochen. Er ist da, und das muss reichen. Annika hat sich in den Kopf gesetzt, seine undurchdringliche Schale zu durchbrechen. Sie nimmt mit ihm Kontakt auf, in Form von Worten, und dann durch einen kleinen Brief, der tatsächlich Wirkung zeigt. Doch was verbirgt der schweigsame Levian, dessen Augen bisher für Annika im Verborgenen geblieben sind, bis sie endlich einen Blick auf sie werfen kann?

"Mittelmeersplitter" erzählt eine etwas andere Liebesgeschichte, die poetisch, nachdenklich und voller Geheimnisse ist. Denn nicht nur Levian hütet davon welche, sondern auch Annika.
Anfangs glaubt man als Leser zu wissen, wie sich die Figuren entwickeln, wie sich die Handlung wohl weiterspinnt, jedoch wird man überrascht. Nicht nur von Annikas und Levians Geschichte, sondern auch von ihren Vergangenheiten. Das Buch zeigt, dass man nicht vorschnell urteilen sollte, wie ein Mensch ist, wie er agiert und was er fühlt. Man sollte erst hinter die Fassade schauen, was die wenigsten Menschen leider nicht tun. Ein Blick lohnt sich.

Annika mag zu Beginn merkwürdig erscheinen, denn wie sie sich um Levian bemüht, ist sicher nicht für jeden nachvollziehbar. Worin besteht ihre Intention? Ist es, weil Levian so unnahbar ist? Weil sie etwas spürt, das andere nicht bemerken? Oder will sie sich vielleicht sogar in Gefahr begeben?
Langsam erfährt man immer mehr über das Leben der beiden, über die Dinge und Momente, die sie geprägt haben. Und es stellt sich heraus, dass man auch auf Annika viel Augenmerk legen sollte.
Levian konnte ich auch erst nicht greifen, denn in das Herz eines Menschens kann man nicht so schnell einen Blick werfen. Dafür braucht es Zeit.
Nach und nach wird erzählt, wie die beiden sich näherkommen, und das war emotional beschrieben, und ein steiniger Weg, den die Liebe manchmal geht.

Den Schreibstil fand ich sehr angenehm, flüssig und bildhaft. Man konnte auch öfter schmunzeln, denn Annikas Familie, inklusive ihrem Bruder Jona, streuen mit den Dialogen witzige Momente in die Geschichte.
Man taucht nicht nur ins tiefblaue Meer ab, sondern auch in ein Buch, das die erste Liebe in all ihren Facetten zeigt. Egal, wie jung oder alt man ist, man sollte immer kämpfen.

Alles in allem bleibt zu sagen, dass "Mittelmeersplitter" sehr lesenswert ist und mit Charakteren aufwartet, die mit ihren Verhaltensweisen so manches Rätsel aufgeben, das gelöst werden muss, damit es an die Oberfläche kommt.

4 Sterne.