Rezension

Unterhaltsam, aber der Film hat mir besser gefallen

Jurassic Park - Michael Crichton

Jurassic Park
von Michael Crichton

Bewertet mit 3 Sternen

Der reiche John Hammond hat einen Traum: einen Zoo gefüllt mit lebenden Dinosauriern. Kurz vor Vollendung dieses Traums will er seinen Park einigen Wissenschaftlern zeigen, als es zu einem verhängnisvollen Vorfall kommt.

"Jurassic Park" ist wohl einer der Filme, die fast jeder gesehen hat. Für mich war es 1993 einer der ersten Nicht-Kinderfilme, den ich im Kino gesehen habe (ich habe meine damals 81jährige Oma mitgeschleppt, da ich ohne Begleitung noch zu jung dafür gewesen wäre und ohnehin den Eintritt nicht hätte bezahlen können). Das Buch kannte ich bisher nur vom Hörensagen. Vor Kurzem ist das Hörbuch nun in einer ungekürzten Version erschienen, ein guter Grund, meine Wissenslücke zu schliessen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines allwissenden Beobachters in der Vergangenheit. Für meinen Geschmack ändert der Fokus auf die einzelnen Figuren allerdings teilweise zu schnell, stellenweise springt die Sicht alle paar Sätze auf jemand anderen, was es schwer machte, den Überblick zu behalten. Die meisten Charaktere kannte ich bereits aus der Verfilmung, die ich mehrfach gesehen habe. Einige kleine Unterschiede zum Film gibt es allerdings, so erschienen mir die beiden Kinder im Buch doch merklich jünger, ausserdem ist das Mädchen Lex hier die Jüngere, im Film die Ältere. A propos Lex: sie ist die Figur, die mir am meisten aufgefallen ist. Leider nicht im positiven Sinn. Schon lange habe ich mich nicht mehr dermassen über einen Buchcharakter aufgeregt, und ich hätte mir so gewünscht, dass sie endlich von einem Dino gefressen wird (Spoiler: wird sie leider nicht). Kaum ein Satz, den sie äussert, kann nicht als Jammern oder Motzen aufgefasst werden. Immer nur "ich habe Hunger", "ich habe Durst", "ich bin Müde", "mir ist langweilig". Das perfekte abschreckende Beispiel für Leute die sich überlegen, ob sie überhaupt Kinder haben wollen. Da sieht sie zum ersten Mal einen echten, lebendigen Dinosaurier und ihre einzige Reaktion ist "bäh, nur kleine Jungs interessieren sich für Dinos. Mir ist langweilig, ich will spielen."

Die Handlung eines 16 Stunden Hörbuchs ist natürlich deutlich umfangreicher als die eines zweistündigen Films. Dies zeigt sich vor allem am Anfang, wo es doch ziemlich lange dauert, bis die Geschichte mal in Gang kommt. Rund ein Viertel des Hörbuchs ist vorbei, bevor es zur ersten Actionszene kommt. Insgesamt kann ich aber sagen, dass sich der Film in manchen Punkten recht nahe an der Buchvorlage orientiert (insgesamt fand ich den Film aber irgendwie unterhaltsamer, weniger langfädig vor allem). Wer den Film kennt, wird daher bei der Lektüre (ausser beim Anfang und beim Schluss) keine grossartigen Überraschungen erleben. Dennoch blieb das Hörbuch für mich durchaus spannend, auch wenn eine inhaltliche Straffung nicht geschadet hätte. Nicht so positiv sind mir allerdings die Dinos aufgefallen. Der Autor Michael Crichton hat sie teilweise sehr inkonsistent dargestellt, mal betont, wie intelligent gewisse Arten doch sind, und sie dann wieder komplett dämlich agieren lassen (die menschlichen Figuren handeln im Übrigen auch oft ziemlich dämlich, dahingehend bleibt der Autor immerhin konstant).

Das Hörbuch wird von Oliver "Justus Jonas" Rohrbeck gelesen, der seine Sache wie üblich hervorragend macht. Allerdings hat er Lex wohl genauso nervig gefunden wie ich, er verleiht ihr durchgehend einen jammernden Ton, auch wenn sie ausnahmsweise Mal etwas Positives sagt (was wohl zu meinem negativen Eindruck der Figur beigetragen hat). Aufgefallen ist mir zudem die Übersetzung, die ich nicht immer einwandfrei fand. So werden beispielsweise alle Saurier "XYsaurier" genannt, obschon sich auch auf Deutsch die griechische Bezeichnung "XYsaurus" eingebürgert hat (Beispiel: Tyrannoraurier anstatt Tyrannosaurus). Vielleicht war das allerdings 1991, als das Buch erstmals auf Deutsch übersetzt wurde, noch anders. Auch dass die Eingaben am Computer immer auf Englisch erwähnt wurden fand ich in einem deutschsprachigen Buch etwas seltsam, die hätte man auch übersetzten können. Beim Schreibstil des Autors Michael Crichton sind mir die vielen Wiederholungen aufgefallen. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft bei den verschiedenen Dinos erklärt wurde, wie sie nun genau aussahen, frassen, jagten (was übrigens mittlerweile bei vielen der beschriebenen Arten wissenschaftlich eindeutig widerlegt wurde).
 

Mein Fazit

Unterhaltsam, aber der Film hat mir besser gefallen