Rezension

Unterhaltsam, aber keine wirklich große Literatur

Lügen. Nichts als Lügen - Helen Callaghan

Lügen. Nichts als Lügen
von Helen Callaghan

Bewertet mit 4 Sternen

Helen Callaghan, Lügen. Nichts als Lügen, Knaur 2018, ISBN 978-3-426-22671-1

 

Familiendrama und gefährlicher Kult, diese Kurzbeschreibung des neuen Buches von Helen Callaghan im Werbetext des Verlags beschreibt den vorliegenden Roman ziemlich gut. Aber es ist nicht wie behauptet ein Psychothriller. Dazu fehlt ihm der Thrill. Über seine sonstige literarische Qualität ist aber damit noch nichts gesagt.

 

Sophias Mutter Nina hat ihre Tochter, die beruflich als Architektin erfolgreich in London lebt, und der elterlichen Gärtnerei mit angeschlossenem Cafe schon lange entflogen ist, schon oft mit dramatischem Tremolo in der Stimme angerufen. Doch als sie nun ihre Mutter am Telefon „Bitte komm nach Hause, Sophia!“ stammeln hört, spürt sie, dass es dieses Mal ernst ist. Fast panisch hat die Mutter geklungen.

 

Nach einem aus dem Ruder gelaufenen Date mit ihrem Vorgesetzten packt Sophia entgegen ihrem ursprünglichen Entschluss dann doch ihre Sachen und fährt nach Suffolk. Doch dort in der wildromantischen Gärtnerei angekommen, ist es totenstill und nach längerem Suchen präsentiert sich ihr ein Szenario von unendlicher Grausamkeit: die Mutter hängt tot an einem Baum und der Vater liegt niedergestochen und lebensgefährlich verletzt daneben.

Mord mit anschließendem Selbstmord, vermutet die Polizei, doch für Sophia ist das ausgeschlossen. Das passt nicht zu ihren ruhigen Eltern.  Sie beginnt nachzuforschen und findet in der Werkstatt des Vaters sehr gut versteckt, ein eng beschriebenes Tagebuch ihrer Mutter und den Hinweis, dass sie dies als Buch veröffentlichen wollte. Es stellt sich heraus, dass in den sechs Monaten vorher mehrmals in das Haus der Eltern eingebrochen wurde.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Einbrüchen, dem Tod der Mutter und dem im Koma liegenden Vater und dem Inhalt des Tagebuchs, in dem Nina erzählt , wie sie in die Fänge der obskuren Sekte „Morningstar“ unter der Leitung eines Rocksängers namens Aaron Kessler geriet und was sie dort alles erlebt hat.

 

Rowan, der mit seiner Familie einem Haus auf dem Gelände der Gärtnerei lebt und ohne dessen Arbeit der Betrieb schon lange pleite wäre, kann ihr auch nicht viel weiterhelfen.

 

Großen Raum in diesem Buch nehmen die beiden Tagebücher von Sophias Mutter und die Beschreibungen des Lebens in Morningstar ein. Sie sind mit der Rahmenhandlung, in der Sophia versucht herauszufinden, was den Eltern widerfahren ist, nur wenig geglückt verbunden.

 

Helen Callaghan beschreibt gut gelungen das Leben in einer Sekte und die psychischen Abhängigkeiten. Wirkliche Spannung aber will nicht so recht aufkommen, bis zu einem wirklich kaum erwartenden Ende und einer nicht für möglich gehaltene Lösung. Das hat dann doch etwas von einem Thriller.

 

Ansonsten aber ist es ein Roman über die Folgen eines Lebens in einer Sekte und ein  Buch über Menschen, die vom ersten Tag ihres Lebens belogen wurden.

 

Unterhaltsam, aber keine wirklich große Literatur