Rezension

Unterhaltsam, aber manchmal ein bisschen arg gestrafft

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss - Paula Seifert

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss
von Paula Seifert

Bewertet mit 4 Sternen

Freyburg zwischen Saale und Unstrut, 1880: Aenne ist die Tochter eines Weingutbesitzers und kennt sich bestens aus. Trotzdem ist es zu dieser Zeit eine Unmöglichkeit das Gut zu übernehmen, vielmehr soll die junge Frau endlich heiraten. Aspiranten gibt es, aber Aenne will mehr als eine Vernunftehe und vor allem ein gewisses Maß an Eigenverantwortung. Der Auftakt einer dreiteiligen Familiensaga, der nicht nach dem kitschigen Cover beurteilt werden sollte, denn da steckt viel mehr drin, als es den Anschein erweckt.

Ein historischer Roman, der sich um das Schicksal von Aenne dreht, deren Geschichte eng mit dem Weinbau und dem Sekt verbunden ist. Aufgewachsen in einem Weingut ohne Sohn, ist es ihr Traum das Gut einmal zu übernehmen, doch um 1880 ist das natürlich ein Unding. Einzig ein Mann kann diese Aufgabe übernehmen – glaubt man zu der Zeit – entsprechend soll Aenne einen Mann finden. Tut sie nach langem hin und her auch, allerdings verbietet der Vater eine Beziehung zu Clemens, dem Verwandten eines rivalisierenden Guts. Es ist keine typische Romeo und Julia Geschichte, aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Schwere Zeiten brechen an und das auch jenseits der Gefühlswelt, denn die Reblaus und mancher andere Schicksalsschlag machen nicht nur Aenne das Leben schwer.

Eine Familiensaga die eng verwoben mit dem Wein und Sekt ein recht prickelndes und kurzweiliges Lesevergnügen bietet. Man erfährt sehr viel zum Thema, wie beschwerlich die Arbeit war, wie verbohrt manche Menschen und wie schwer es Frauen daher hatten, besonders ist einer Männerdomäne. Die Arbeit in den Weinbergen, aber auch das Marketing der Zeit ist Thema und hat mich überrascht. Rotkäppchen ist bis heute eine Marke und ihre Entstehung ist interessant zu verfolgen. Eine kurze Google-Suche zeigt, dass die Autorin gut recherchiert hat und das Interessante der Firmengeschichte in einen kurzweiligen Roman gepackt hat. Mich persönlich haben sowohl die Geschichten um die Weine und Sekte, als auch das schwere Los der Frauen, die für gleiches viel härter arbeiten mussten, interessiert und weitgehend überzeugt. Aenne ist eine beeindruckend starke Frau, die auch ihre Schwächen hat und somit sehr authentisch wirkt. Manchmal konnte ich ihre Handlungsweisen nicht ganz nachvollziehen, aber das ist einfach der Zeit geschuldet. Leider gab es immer wieder Momente die plötzlich ganz schnell und knapp abgehandelt wurden, mancher Zeitsprung war ein bisschen arg groß, aber die Zusammenhänge wurden immer klar und es blieben keine Fragen offen. Trotzdem hatte es stellenweise was von einer raschen Zusammenfassung, als hätte das Buch irgendwie gestrafft werden müssen. Für einen historischen Roman ist er ja auch eher schmal.

Insgesamt ist es ein wirklich interessanter Auftakt der Trilogie, der mich zumindest so überzeugt hat, dass ich am liebsten sofort die weiteren Bände gelesen hätte. Leider war ich teilweise vom Schreibstil nicht ganz so überzeugt, mir fehlte an einigen Stellen die Tiefe (vor allem mancher Charakter ist ein wenig arg farblos), aber insgesamt ist es nicht so ins Gewicht gefallen, da der Stil sonst flüssig und recht bildhaft ist. Ich freue mich schon mehr von Aenne und Hedda zu erfahren und wie es mit den Wein-/Sektgeschäften weitergeht, denn das war überraschend spannend.
Insgesamt 3,5 Sterne