Rezension

Unterhaltsam, aber nicht sonderlich spannend

Blindes Eis - Ragnar Jónasson

Blindes Eis
von Ragnar Jonasson

Bewertet mit 3.5 Sternen

In den fünfziger Jahren ziehen zwei Ehepaare auf einen abgelegenen Bauernhof in einem unzugänglichen Seitental von Siglufjörður. Nach wenigen Monaten stirbt eine der Frauen unter seltsamen Umständen. Sechzig Jahre später erhält der Neffe der Verstorbenen ein Foto, das zeigt, dass die beiden Ehepaare damals nicht alleine dort draußen in der Einsamkeit waren. Er wendet sich an den Siglufjörðer Polizisten Ari Pór Arason. Dieser beginnt Nachforschungen anzustellen. Die Journalistin Isrún aus Reykjavík, die selbst mit einer Kindesentführung und einem Mord zu tun hat, hilft ihm bei der Suche. Was geschah damals auf dem Bauernhof wirklich und wer ist der mysteriöse Junge auf dem Bild?

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Als Leser befindet man sich sofort mitten im Geschehen. Der Handlungsstrang um die Aufklärung der Vorkommnisse auf dem Bauernhof vor sechzig Jahren hat mir gut gefallen. Er war interessant, spannend und weckte meine Neugier. Die Kindesentführung und der Mord, mit denen Isrún zu tun hatte, waren für mich eher Nebenhandlung, weit weniger interessant und vielleicht sogar überflüssig.

Der Polizist Ari Pór Arason und die Journalistin Isrún sind sympathische Charaktere, die ich gern bei ihren Nachforschungen begleitet habe. Beide gehen ihre jeweiligen Recherchen kompetent und nachvollziehbar an.

Dies war mein erstes Buch von Ragnar Jónasson. Sein Schreib- und Erzählstil haben mir gut gefallen. Die Geschichte ist flüssig geschrieben und lässt sich flott lesen.

Gut gefallen hat mir, dass es am Anfang des Buches eine Anleitung zur korrekten Aussprache isländischer Namen gab. Ich bin zwar trotzdem über den ein oder anderen gestolpert, aber das Problem war geringer als sonst, wenn ich Bücher isländischer Autoren lese. Ebenfalls musste ich mich erst wieder daran gewöhnen, dass sich die Menschen in den nördlichen Ländern Europas alle duzen. Das ist mir als Deutsche doch sehr fremd.

Die Aussage von Lee Child, die auf dem Buchrücken abgedruckt ist, „Erstklassig und wärmstens empfohlen“, kann ich nicht unbedingt bestätigen. Für einen Thriller fehlte es mir eindeutig an Spannung. Die Handlung fesselte mich zu keiner Zeit. Einzig die Aufklärung der Geschichte um die tote Frau auf dem Bauernhof hat mir gut gefallen und ließ mich zur Stange halten. Alles in allem hat mich „Blindes Eis“ aber dennoch gut unterhalten. Deshalb gibt es trotz aller Kritik 3,5 Sterne.