Rezension

Unterhaltsam, aber nicht weltbewegend ​

Liebe ist so scheißkompliziert - Sabine Schoder

Liebe ist so scheißkompliziert
von Sabine Schoder

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Auf einer Party schießt Nele sich ab und schläft ausgerechnet neben Schulschwarm und Basketballstar Jerome ein. Das sorgt nicht nur für Stress mit ihrer Schwester, die in Jerome verliebt ist, sondern auch für andere unangenehme Konsequenzen. Am nächsten Tag taucht ein Video der halbnackten Nele im Internet auf - gepostet von Jeromes Handy. Doch warum verhält er sich Nele gegenüber dann so freundlich, wenn er ihr so etwas angetan hat?

Meinung

Nele ist auf den ersten Blick eine sehr erfrischende Protagonistin. Sie ist mit 1,90m ungewöhnlich groß und hat eine sehr unterhaltsame Art. Beispielsweise nennt sie ihre Nase Lord Voldemort, weil sie so flach ist.
Angenehmerweise ist sie sich der Schönheitsideale bewusst, die jungen Mädchen ein toxisches Bild ihres Körpers vermitteln, realistischerweise aber dennoch nicht dagegen gefeit, sich in ihrem eigenen Körper manchmal unwohl zu fühlen und mit anderen zu vergleichen.
Ein wenig schade fand ich, dass sie sich dann genau in den einen Jungen verliebt, der größer ist als sie, sodass die beiden dann doch ein „normales“ Paar sind. Es wäre schön gewesen, wenn das Buch stattdessen gezeigt hätte, dass auch eine überdurchschnittlich große Frau von einem durchschnittlich großen Mann geliebt werden kann.

Teilweise enthält das Buch durchaus amüsante Dialoge, zum Beispiel zwischen Nele und ihrem Vater oder ihrem besten Freund Tom.

Allerdings läuft in Neles Familie auch so einiges falsch. Dass sich zwei Teenie-Schwestern miteinander streiten, ist durchaus normal, doch Nele ist zu ihrer kleinen Schwester teilweise wirklich fies, ohne sich jemals dafür zu entschuldigen. Beispielsweise beleidigt sie sie absichtlich in Hörweite ihres großen Schwarms.
Neles Mutter ohrfeigt sie bei einem unglücklichen Missverständnis, ebenfalls ohne sich dafür zu entschuldigen.

Immerhin macht Nele sich auch häufig Sorgen um ihre kleine Schwester und ihre Familie spielt neben der Liebesgeschichte eine große Rolle in dem Buch, was mir gut gefallen hat.

Der Roman ist durchaus unterhaltsam, arbeitet jedoch auch mit ziemlich vielen Klischees. Es gibt eine Schulzicke, die einen Lästerblog führt („Gossip Girl“ lässt grüßen) und irgendwann kommt auch die Liebesgeschichte zu dem Punkt, an dem Nele jammert, der Junge, auf den sie steht, würde sie bestimmt nicht mögen und sie sei ja sowieso nicht liebenswert, obwohl das Gegenteil offenkundig ist.
Völlig schleierhaft war mir auch, wieso Nele nach dem Video auf einmal in der Schule und online als Schlampe bezeichnet wird. Immerhin waren Jerome und sie beide nicht mit jemand anderem in einer Beziehung und er an der Sache genauso beteiligt wie sie, wird aber in Ruhe gelassen.
Noch absurder wird es, als an der Schule gleichzeitig eine Hetzjagd auf die Person angezettelt wird, die das Video von Nele hochgeladen hat. Was für eine Doppelmoral, anderseits vielleicht auch realistisch für die Mediennutzung heutzutage.

Der Schreibstil ist die meiste Zeit recht angenehm, doch an einigen Stellen wirkt er hölzern und unrealistisch. So spricht Neles Schwester beispielsweise häufig im Präteritum, obwohl, vor allem in der Umgangssprache von Jugendlichen, eher im Perfekt gesprochen wird und ersteres sehr unnatürlich klingt.

Fazit

Der Roman enthält einige erfrischende Elemente, bedient jedoch auch einige Klischees und ist nicht immer ganz schlüssig.