Rezension

Unterhaltsam, aber schwächer als der Vorgänger

Legend 02 - Schwelender Sturm - Marie Lu

Legend 02 - Schwelender Sturm
von Marie Lu

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung:
Der Zweck heiligt die Mittel, oder? Den einen Menschen loszuwerden, der die Verantwortung für dieses ganze verfluchte System trägt, scheint mir ein ziemlich kleiner Preis dafür zu sein, eine Revolution in Gang zu setzen. Auf der Flucht vor der Republik schließen sich June und Day den Patrioten an, um Days Bruder zu retten und in die Kolonien zu entkommen. Doch die Patrioten fordern eine Gegenleistung: June und Day sollen Anden, den neuen Elektor, töten. Eine Tat, die all dem Unrecht und der brutalen Unterdrückung ein Ende bereiten könnte. Als June jedoch begreift, dass der neue Elektor ganz anders ist als sein Vorgänger, beginnt sie zu zweifeln: Was, wenn Anden einen neuen Anfang darstellt? Was, wenn politische Veränderung nicht unbedingt Tod, Vergeltung und Gewalt bedeuten muss? Was, wenn die Patrioten falsch liegen?

Meinung:
Es ist schon wieder viel zu lange her, dass ich „Fallender Himmel“ gelesen habe, aber dadurch, dass „Schwelender Sturm“ genau da weiter macht und die Autorin auch einige hilfreiche Erinnerungsstützen eingebaut hat, war ich sofort wieder mitten in der Geschichte. Da Day immer noch verletzt ist und die beiden nun mit allen Mitteln zu den Patrioten gelangen wollen, beginnt die Geschichte auch ziemlich spannend - jedoch hält sich diese Spannung erstmal nicht lange. 

Irgendwie ist in der ersten Hälfte dieser Fortsetzung alles ein bisschen schleppend und es fehlt der Kick den man aus dem ersten Teil gewohnt ist. Auch die Weiterentwicklung der Handlung scheint schon von Anfang an ziemlich klar und nimmt dadurch auch noch mehr Schwung heraus. Als die große Wendung dann kommt, ist es auch so wie ich erwartet habe, aber dennoch konnte mich die Autorin dann doch noch überraschen, da viel mehr dahinter steckt. Dadurch baut sich in der zweiten Hälfte stetig mehr Spannung und Dramatik auf und das Ende ist einfach erschütternd und ziemlich gut. 

Gut gefallen hat mir, dass man durch Rückblenden und Erzählungen noch mehr über die Hintergründe erfährt. Auch wie es zu der Spaltung Amerikas und der Republik kommen konnte und wie das Leben in den Kolonien so ist. Dadurch wurden schon einmal einige der offenen Fragen aus dem Vorgänger beantwortet. 
Abgesehen davon, dass die Charaktere erst 15 sind (was ich aber schon beim ersten Teil bemängelt habe), war ihre Entwicklung in ihrer Situation wieder sehr glaubhaft und authentisch. Zwar hat mir nicht alles gefallen, aber es war durchaus realistisch dargestellt. Vor allem die großen Zweifel die sich in den Protagonisten bilden und mit der Zeit immer deutlicher und lauter werden, hat die Autorin sehr glaubhaft dargestellt. Nichts ist mehr sicher. Was sollen sie glauben und wem können sie vertrauen? Passen sie zueinander, oder ist die Kluft zwischen ihnen doch zu groß? Kann man alles nur schwarz oder weiß betrachten? Diese und ähnliche Fragen gehen den Protagonisten durch den Kopf und bringen auch den Leser ein bisschen ins Grübeln. 

Es gibt auch durchaus wieder ein paar interessante Nebencharaktere, von denen man aber gerne auch noch ein bisschen mehr lesen könnte. 
Der Schreibstil ist wie im ersten Teil sehr angenehm zu lesen und wandelbar. Erzählt wird die Geschichte dabei abermals abwechselnd aus June´s und Day´s Perspektive, so dass der Leser wieder guten Einblick in beide Figuren bekommt. 

Fazit:
Eine Fortsetzung, bei der mir in der ersten Hälfte ein bisschen der Schwung gefehlt hat und die dadurch deutlich schwächer ist, als der erste Teil. Dennoch konnte mich die Autorin mit ihren Hintergründen und Entwicklungen unterhalten und in der zweiten Hälfte auch wieder mit Spannung und Dramatik fesseln. Ich bin gespannt, wie die Sache im letzten Teil ausgeht und vergebe knappe, aber durchaus lesenswerte 4 Sterne.