Rezension

Unterhaltsam aber überzogen

Romeo und Romy - Andreas Izquierdo

Romeo und Romy
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 3 Sternen

Als Romy in ihr abgelegenes, winziges Dorf im Nirgendwo zurückkehrt, hat sie weder einen Job, noch einen Freund oder eine Perspektive. Sie ist als Schauspielerin gescheitert, war lediglich Souffleuse und auch dort wurde sie gefeuert. Ben ist nicht ganz unschuldig daran. Doch umgeben von ihren schrulligen Alten fast sie einen tollkühnen Plan: Aus ihrer alten, geerbten Scheune will sie ein elisabethanisches Theater bauen.

Dort will sie Romeo & Julia aufführen, gemeinsam mit den Alten. Die leben in Großzertlitsch, im Erzgebirge. Der Name täuscht aber gewaltig. Wir landen in einem verschlafenen Dorf im Nirvana. Das größte Problem der Alten, wie sie häufig genannt werden, ist das es nur noch zwei Plätze auf dem Friedhof gibt. Wer also jetzt zu spät kommt, der muss in den Nachbarort, mit dem sie quasi verfeindet sind.

Romy will sie mit ihrem Projekt davon ablenken und wieder Lebensmut verbreiten. Sie haben zwar kein Geld oder sonderlich viel Erfahrung, aber einen „Star“, nämlich Ben. Er ist ein Herzensbrecher, Dilettant aber liebenswert, sein größter Erfolg war die Rolle als „Frischedoktor“ in einem Waschmittelspot.

Andreas Izquierdo schreibt flüssig, aber recht schlicht. Im Schreibstil selber steckt nicht so wahnsinnig viel Kreativität. Dennoch war die Geschichte rund um Romy angenehm zu lesen, nur an manchen Stellen hing ich etwas. Beispielsweise, wenn Izquierdo in der Geschichte gerade nicht mehr Romy sonder mal kurz jemandem anderen folgte.

Er konnte mich vor allem noch zu Beginn der Geschichte rund um Romy, die in die große Stadt zog, um Schauspielerin zu werden, aber zur Beerdigung ihrer Großmutter gescheitert zurückkommt, unterhalten. Vor allem die Alten machten hier viel aus, sie waren schrullig und lustig und sehr liebenswert. Sie sind Romy’s Familie, sie ist ihr Täubchen – das ging mir leider etwas auf die Nerven auf Dauer.

Ebenso wie Ben, ein sehr klischeehafter Herzensbrecher, der natürlich auch noch in einer Waschmittelwerbung war und ja eigentlich ganz Missverstanden wegen einer nicht so leichten Kindheit. Er trinkt zu viel, ist abergläubisch und ich finde ein bisschen eingebildet und rücksichtslos, ich mochte ihn wirklich überhaupt nicht. Lieder wurde ich auch mit Romy nie richtig warm, was eventuell mit der distanzierten Erzählform zusammenhängen kann. Aber sie war für mich von den Eigenschaften nicht richtig greifbar, sie blieb für mich wie jemand, den ich aus der Ferne beobachte. Die Alten warne zwar allesamt äußerst herzenslieb und auf ihre Weise lustig, dennoch hat Izquierdo für meinen Geschmack bei allen Protagonisten und dem Dorf selber mit viel Klischee gearbeitet. Aber vielleicht zeichnet ja genau das seinen Humor, seine Art zu erzählen aus und viele von euch mögen das wahrscheinlich, wissen vielleicht sogar, dass er so schreibt.

Alles in allem ist das Buch unterhaltsam, aber etwas überzogen und unglaubwürdig. Etwas weniger Schicksalwendungen hätten mir besser gefallen. Erst geht alles erst mal so reibungslos, dass es schon eigenartig war, dann passiert ein Unglück nachdem anderen – es war mir leider etwas zu viel und bremste für mich gegen Ende den Lesefluss und die Unterhaltung.

Für mich war Romeo und Romy zwar eine unterhaltsame Lektüre, die mich aber dennoch nicht ganz überzeugte. Ich konnte mit den Charakteren nicht warm werden, auch wenn die Alten ein lustiger Haufen waren. Ingesamt für mich zufiel Wendungen, leicht überzogen, zu viel Klischee.