Rezension

Unterhaltsam, durchschnittlich

Das Grab im Wald - Harlan Coben

Das Grab im Wald
von Harlan Coben

Bewertet mit 3.5 Sternen

Interessanter Plot, flüssiger Schreibstil, aber leider ein paar langatmige Stellen. Der Anfang habe ich verschlungen - ok, auch weil ich einen freien Tag und somit viel Zeit zum Lesen hatte - aber auch, weil es mich gleich ins Geschehen zog und viele Fragen über die Vergangenheit aufwarf. Es galt ein Rätsel zu lösen. In der Mitte wurde es jedoch leider weniger temporeich, das Ende hingegen wieder besser.

Der Schreibstil ist sehr fliessend, zeichnet sich nicht sehr poetisch aus, aber sehr verständlich und unkompliziert. Es wird hauptsächlich auch der Sicht von Paul erzählt, sei es im Jetzt oder Damals. Wenige Kapitel werden aus der Sicht von Lucy geschrieben, eine Nebenfigur, die man später kennen lernt und keine unwichtige Rolle in dem ganzen Fall, von damals wie auch heute, spielt.
Im Allgemeinen konnte ich mich gut mit den Figuren identifizieren und miterleben, was und warum sie handelten wie berichtet. Motive, Beweggründe, Gefühle waren alle sehr autenthisch und ergaben ein Gesamtbild. Auch die Auflösung des Krimifalls war glaubwürdig und nicht - wie es manchmal passiert - an den Haaren herbeigezogen. Es ergab Sinn und keine grösseren Fragen wurden offen gelassen. Allerdings hat sich der Autor etwas in der Mitte verloren. Es spielt ein wenig Liebesgeschichte und Gedankenwelt mit in die Erzählung, was das Tempo rausnimmt, allerdings nicht wichtig für die Kriminalfälle ist und auch sonst für die Figurenentwicklung nicht wirklich wichtig scheint. Natürlich lernt man so die verschiedenen Figuren und Persönlichkeiten besser kennen, allerdings hatte ich hier eher das Gefühl, dass die Luft raus war.
Dies wurde aber mit dem Ende und der Auflösung wieder rumgerissen. Ein Plot-Twist und einige Verdrehungen später, wurde nicht nur der heutige, sondern auch der Fall von damals mehrheitlich gelöst und die ein oder andere Überraschung wartet auf den Leser. Kleinere Einzelheiten hatte ich zwar geahnt, ein grösseres Ereignis hat mich jedoch unerwartet getroffen.
Im Grossen und Ganzen war es ein guter durchschnittlicher Krimi-Roman, nicht der spannendste, nicht der rasanteste und nicht der blutigste. Aber man findet alles, was ein Krimi so braucht: mehr oder weniger sympathische Polizisten, ein Beteiligter oder mehrere, die privat Detektiv spielen, ein paar Opfer und einen Täter, ein paar falsche Fährten und ein paar Überraschungen, verschiedene Tatorte, unterschiedliche Zeitabschnitte, Indizien und falsche Informationen... Was hier besonders heraus sticht, fand ich, wie die einzelnen Beteiligten über die Jahre mit dem traurigen Ereignis und der Ungewissheit der fehlenden zwei Leichen umgehen. Was Eltern tun, um ihre eigenen Kinder zu schützen. Was Jugendliche tun, um sich und Freunde zu schützen. Was Berufsleute tun, um einen Fall zu gewinnen. Oder was ein Autor macht, um Leser zu gewinnen...

4/5 Sterne