Rezension

Unterhaltsam, erzähltechnisch aber schwach!

Everlasting Love - Gefährliches Schicksal - Lauren Palphreyman

Everlasting Love - Gefährliches Schicksal
von Lauren Palphreyman

Ein Buchcover bezweckt neben Erregung von Aufmerksamkeit potenzieller Käufer eine ungenaue Vorbereitung derselben auf den Inhalt des Werks; ein Klappentext soll einen kurzen Einblick in die Handlung, den Hauch einer Ahnung geben, was dich in der Lektüre erwarten wird. Hin und wieder gibt es aber Bücher, bei denen diese Zusammenfassungen scheitern. Wie etwa das Vorliegende: mit seinem Klappentext hat „Everlasting Love: Gefährliches Schicksal“ nämlich nur für die ersten etwa fünfzig Seiten etwas gemeinsam. Ob sich das Werk trotz seines fehlführenden Klappentexts lohnt, erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Durch einen lockeren und leicht zu lesenden Schreibstil ohne große Anforderungen gewinnt Autorin Lauren Palphreyman ihre Leser*innen schnell für sich. Sie entspinnt auf über vierhundert Seiten Buchlänge eine unterhaltsame Geschichte, die niemals langweilt. Schnell stellt sich eine Wohlfühlatmosphäre ein, sodass man das Werk in einem Rutsch geradezu verschlingen möchte. Unterhalten kann der Auftakt zur Jugendbuchtrilogie zwar durchweg, dennoch trüben schwerwiegende erzähltechnische Schwächen, die ich im Folgenden unterbreiten möchte, den Gesamteindruck:

Nicht nur, dass der Klappentext eine ganz andere Handlung vermuten lässt – und allein deshalb die Leseerwartungen nicht erfüllt werden können, sondern verstärkt sich auch zunehmend der Eindruck, die Autorin verliere den Fokus: Sie stürzt sich in ein buntes, unüberschaubares Chaos aus einzelnen Handlungsfragmenten und Romangenres, die an sich zwar interessant sind, zusammen aber nicht funktionieren. Es ist ein an vielen Stellen aufeinander reibendes und quietschendes Konstrukt, das sich nie zu einer Einheit fügen will.

Auch zögert die Autorin die tatsächliche Ursache der bevorstehenden Bedrohung viel zu lange heraus: Dadurch, dass der Leser*in der Antagonist erst so spät vorgestellt wird, verschiebt sich die Aufklärung des zugrundeliegenden Szenarios bis auf zwei Drittel der gesamten Buchlänge. Die Etablierung der Welt, in der das Buch stattfindet, mit ihren eigenen Gesetzen und Werten gerät unzureichend. Ich fühlte mich durch den starken Mangel an Hintergrundinformationen nie hundertprozentig in die Geschichte involviert.

Die Figurenausarbeitung im vorliegenden Roman ist ebenfalls an einigen Stellen nicht zufriedenstellend. Wie Abfallprodukte werden Nebenfiguren ungeniert und lieblos aussortiert, falls sie für den Fortschritt der Handlung nicht länger relevant sind. In der Schilderung einiger Charaktere stützt sich die Autorin eindeutig zu stark auf vorhandene Klischees, anstatt eigenständige und liebenswerte Figuren zu erschaffen. Deren Motive sind teilweise nicht verständlich dargestellt. Wie bereits angeklungen, stößt die Ausleuchtung des Antagonisten bei mir auf besonders negative Resonanz. Die vorenthaltene Ursache für die Bedrohung und die unzureichende Einführung in den Handlungskosmos werte ich als fehlendes Interesse für die neu gewonnene Leserschaft. So kann aber kein spannender Roman funktionieren!

Am Ende bleibt ein wilder Haufen vieler guter Ideen und interessanter Ansätze, bei dem man viel gewollt und nur wenig gewonnen hat. Es bleibt ein im Gegensatz zu anderen Genrevertretern trotz seines hohen Unterhaltungswertes schwaches Buch, das ich so nicht uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Dennoch übte die Lektüre, und das muss ich ihr zugutehalten, auf mich eine Suchtwirkung aus, die sie mich schnell beenden und direkt den Folgeband hat beginnen lassen.

 

„Everlasting Love: Gefährliches Schicksal“ ist ein unausgereiftes Werk, das zwar durchweg unterhaltsam ist, aber erhebliche erzähltechnische Schwächen aufweist.

Daher kann ich nur zwei von fünf möglichen Sternen vergeben.