Rezension

Unterhaltsam informativ, erschütternd

Das Kuscheltierdrama - Achim Gruber

Das Kuscheltierdrama
von Achim Gruber

Das Buch ist ein weiterer meiner Zufallsfunde in diesem Jahr. Auf der Suche nach einem schönen Bildband über heimische Waldbewohner fielen mit der dramatische Titel und das Cover ins Auge. Zunächst war ich skeptisch. Doch wohl hoffentlich nicht wieder ein moralisierendes Buch, dass mir als Haustierbesitzer vorrechnet, wie viel CO2 die Ernährung meiner Katze verbraucht oder welche Vorteile eine vegane Ernährung von Hunden hat? Doch der Klappentext verweist auf einen Tierpathologen. Also auf jemanden, der sich schon von berufswegen eher auf Fakten denn auf Meinungen bezieht. Das klang nun wieder so interessant, dass ich das Buch gekauft habe.Und es war absolut kein Fehlkauf.

Gruber hat eine angenehme Erzählart. Er stürzt den Leser nicht voran auf seine Fälle. Vielmehr tastet er sich behutsam voran. Er erklärt als erstes, was ein Tierpathologe überhaupt ist und in welchen Einsatzbereichen diese arbeiten. So war mir z.B. nicht bewusst, dass ein Tierpathologe nach eingehenden Untersuchungen in Zusammenarbeit mit örtlichen Tierärzten einen Seuchenfall ausrufen kann. Oder das er als Gutachter in Versicherungsfällen agiert.
Und dann öffnet Gruber doch noch sein "Kästchen des Grauens". Glücklicherweise verzichtet er dabei auf allzu blutige Details und viele Fotos. Lediglich im Mittelteil gibt es ein paar sehr schön gezeichnete Bilder, die einige Schilderungen optisch etwas verständlicher machen. Und dabei macht er auch das eigentliche Drama sehr deutlich. Wie lieben unsere Haustiere und wollen nur das Beste für sie. Doch Tierliebe und Moral gehen nicht oft Hand in Hand. So betrachtet Gruber durchaus kritisch die aktuellen Zuchtziele einiger Hunderassen und stellt absolut berechtigt die Frage: Wenn wir unsere Haustiere nun aber so sehr lieben, dass sie uns Kinder- und Partnerersatz sind, warum züchten wir sie dann regelrecht krank? Hunde und Katzen, die kaum Luft bekommen weil ihre Schnauzen viel zu kurz gezüchtet wurden? Hunde mit besonderen Fellfarben, bei denen jedoch die hohe Chance auf Blind- und Taubheit besteht?

Es kann der Eindruck eines harten Mannes entstehen, aber das täuscht. Gruber ist durchaus Tierfreund. Aber eben einer, der das Elend jeden Tag auf dem Tisch hat. Dem ganz oft einfach die Frage "Warum?" durch den Kopf geistert. Und man beginnt die Tiere in seiner Umgebung ein wenig mit anderen Augen zu sehen. Ganz klar - es muss ein Umdenken stattfinden. Nicht nur bei den Haltungsbedingungen von Schlachttieren, sondern auch bei der Haltung im Privaten. Mir hat das Buch sehr gefallen, es war auf eine unterhaltsame Art und Weise sehr informativ. Mahnend ohne moralisierend zu sein. Für mich hat Dr. Gruber damit genau den richtigen Ton getroffen und ich wünsche mir, dass dieser Mann in den nächsten Jahren noch mehr Bücher für den allgemeinen und wissbegierigen Tierfreund veröffentlicht.