Rezension

Unterhaltsam, spannend und gut durchdacht

Opfer ohne Blut - Lasse Blom

Opfer ohne Blut
von Lasse Blom

Bewertet mit 5 Sternen

Greger Lind und Fatty Arbuckle, zwei Schauspieler - ein Schicksal

Kommissar Caspar Munk und sein Team kenne ich schon, da ich den Nachfolgeband „Opfer ohne Gewissen“ schon vorher gelesen habe. Den sympathischen Kommissar habe ich gleich in mein Herz geschlossen und sein Team hat mir so gut gefallen, daß ich auch „Opfer ohne Blut“ lesen wollte.

Der Klappentext verspricht einen mysteriösen Fall. Als in einem Stockholmer Grand Hotel die Edelprostituierte Jackie tot aufgefunden wird, sind die Umstände ihres gewaltsamen Todes mehr als rätselhaft. Der Verdacht fällt auf Greger Lind, einen wohlbeleibten Schauspieler, der gerade einen hochkarätigen Vertrag unterschrieben hat. Er soll den charismatischen Ex-Regierungschef Olof Palme spielen, der vor mehr als 30 Jahren erschossen wurde. Hat Greger Lind Jackie etwa mit seinem eigenen Körpergewicht erdrückt? Mir gefällt die Ähnlichkeit von Greger Lind mit Fatty Arbuckle, beide wohlbeleibte Schauspieler, beide mit toten Starlets/Edelprostituierten in Hotelzimmern auf der Strecke geblieben.

Lasse Blom hat gut recherchiert  und ich habe einiges Wissen über historische Ereignisse und Zusammenhänge erworben. Es gab für mich einiges zu googeln, angefangen bei Olof Palme, dem Prager Frühling, dem Warschauer Pakt und der Eishockey-Weltmeisterschaft, die 1969 in Schweden stattfand und mit einem Sieg der Tschechoslowakei gegen die Sowjetunion endete. Pan Tau und Pippi Langstrumpf wurden mir wieder in Erinnerung gerufen und ich habe erfahren, daß es wirklich ein Krankenhaus für Hypochonder in Bergen gibt.

Der Fall ist interessant und spannend. Es gab immer wieder unerwartete Wendungen und ich konnte bis zum Schluß dem Täter nicht auf die Spur kommen. Die Protagonisten sind so gut beschrieben, daß sie vor meinem inneren Auge Gestalt annahmen. Besonders Leilas Großmutter Oma Andersson hat einen Platz in meinem Herzen eingenommen. Durch die Einblicke in das Privatleben der Menschen rund um Munk findet man einen guten Bezug zu ihnen. Ihre Charaktere sind sehr verschieden und das macht den Krimi schlüssig und glaubhaft.

Munks Kollege Grip hat eine Leidenschaft fürs Witze erzählen, die allerdings manchmal unter die Gürtellinie gehen. Mir haben die witzigen Einlagen trotzdem gefallen, sie lockern die harte Arbeit der Mordermittler auf (S.188): „Also“ begann Grip, „die Großmutter war beim Arzt, sie kommt nach Hause, strahlt und sagt: Der Arzt hat gesagt ich hätte die Brüste einer 30-Jährigen. – Und was hat er zu deinem Arsch gesagt?, antwortet der Großvater.- Von dir war gar nicht die Rede, erwidert die Oma.“

Das Cover: Zwischen grauen Stockholm Häusern steht ein leuchtend rotes Haus. Das fängt die Atmosphäre des  Buches gut ein. Der kleine Blutklecks rechts unten und auf der Rückseite deuten darauf hin, dass es ganz ohne Blut doch nicht geht…

Für diesen Schweden Krimi von mir eine Leseempfehlung