Unterhaltsam und sehr aktuell
Bewertet mit 4 Sternen
In ihrem neuen Roman "Das weibliche Prinzip" erzählt Meg Wolitzer von mehrern Jahren im Leben von Greer Kadetsky, angefangen bei ihrer Zeit als Collegestudentin über ihre Tätigkeit bei der Frauenrechtlerin Faith Frank und darüber hinaus.
Wer aufgrund des Titels eine Abhandlung über Feminismus und Emanzipation erwartet, der liegt falsch - das Buch schildert vielmehr Greers persönliche Entwicklung über diese Jahre, verflochten mit den Schicksalen der Personen, die sie trifft, die sie prägen und die sie prägt.
Seine Stärken entfaltet der Roman immer dann, wenn vermeintlich alltägliche Themen mit Bezug zum Feminismus und Sexismus angeschnitten werden, beispielsweise sexuelle Diskriminierung im Beruf, typische Rollenverteilung und Rollenumkehr. Ich empfinde das Buch dann schwächer, wenn von Greers Faszination mit Faith Frank die Rede ist: Der Leser erfährt nur wenig konkretes über Faiths Ansichten und Arbeit. Immer wieder ist die Rede davon, dass sehr viele Personen sich zu ihr hingezogen fühlen und ihr zuhören möchten. Der Grund dafür bleibt aber diffus und wenig nachvollziehbar. Anstatt Faiths Anziehungskraft zu erwähnen, hätte sie besser so geschrieben werden sollen, dass sie auch auf den Leser anziehend wirkt.
Die Entwicklung von Greer im Laufe des Romans liest sich sehr interessant, vor allem, wie sie sich langsam von Faith löst und alte Ansichten über die Personen in ihrem Leben ändert, Enttäuschungen hinnehmen muss und ihr eigenes Verhalten hinterfragt. Ein Teil der Kapitel wird auch aus der Sicht anderer Personen, namentlich Greers Freund Cory, ihrer Freundin Zee und Faith Frank geschildert, so dass man die Ereignisse auch aus deren Sicht kennen lernt.
"Das weibliche Prinzip" hat mir gut gefallen - ein unterhaltsames Buch, das zum Nachdenken darüber anregt, inwiefern man im eigenen Alltag auf Sexismus stößt und welches zeigt, dass es sich um ein leider immer noch aktuelles Problem handelt.