Rezension

Unterhaltsam von Anfang bis Ende, aber einige Defizite

Flugangst 7A
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Einzelbewertung:

Plot: 3/5
Atmosphäre: 5/5
Charaktere: 2/5
Spannung: 5/5
Showdown: 3/5

Rezension:

Was ist schlimmer als Flugangst? Eine Flugzeugentführung. Aber wenn man diese auch noch selbst initieren muss und dafür einen ehemaligen Patienten wieder „umdrehen“, also zum Ursprung seines Traumas bringen muss, ist der Gipfel der Grausamkeit erreicht, oder? Mitnichten, denn wenn man das nicht macht, wird die schwangere Tochter getötet. Damit ist das Dilemma perfekt. Mats widerfährt genau das. Mats ist Psychiater mit Flugangst. Er hat nicht nur einen, sondern gleich vier Sitze gebucht, weil er vor seinem Flug akribisch zum Thema Flugrisiken recherchiert hat und genau weiß, welcher Sitz in einem Flugzeug zu welcher Flugphase am sichersten ist. Mit ihm an Bord ist seine ehemalige Patientin Kaja, die einst ein traumatisches Erlebnis hatte und kurz vor dem Suizid stand; heute ist sie Purserin, also die ranghöchste Flugbegleiterin. Sie war einer von Mats‘ größten Erfolgen, denn er hat sie erfolgreich geheilt – was er jetzt wieder rückgängig machen soll. Wie es der Zufall will ist sie mit an Bord des Fluges.

Mit der Idee zu „Flugangst 7a“ hat sich Fitzek wiedermal selbst übertroffen, denn dieses Gedankenspiel, das Fitzek zu Papier gebracht hat und über fünf Ecken geht, ist brillant. Es hat mich sehr stark an Cody McFadyens „Todeskünstler“ erinnert, welches mindestens genau so sadistisch ist, nur dass Fitzek es wesentlich perfider anlegt – und ja, „Flugangst 7a“ ist für meine Begriffe noch härter als „AchtNacht“ und „Die Blutschule“, was für einige Fitzek-Fans ein Problem sein könnte. Ich hingegen finde die Entwicklung, die Fitzek genommen hat, enorm, und spätestens seit „AchtNacht“ kann ich mich sehr für Fitzek begeistern.

Die Fakten, die man im Buch findet, sollen übrigens alle wahr sein. Anfangs jene zu den Flugrisiken, die Flugangst de facto lächerlich machen und später jene Fakten zur Rinderhaltung, die mich kurz mal schlucken ließen, weil sie ziemlich heftig sind.

Trotzdem ist nicht alles an „Flugangst 7a“ gut, auch wenn die Geschichte durch und durch unterhaltsam ist. Denn leider lassen die Charaktere jegliche Tiefe vermissen. Bei Nele weiß man zwar, dass sie sehr jung ist, Aids hat, ihrem Vater einiges vorwirft und von ihrem Ex gestalkt wird – das war es dann aber auch schon. Und bei den restlichen Charakteren ist es nicht viel besser. Dazu kommt, dass die Auflösung am Ende eine geradezu wissenschaftliche Komplexität an den Tag legt, so dass ich sie nicht zweifelsfrei wiedergeben könnte; abgesehen davon, dass mir in der Geschichte viel zu viele Zufälle passieren und am Ende nicht erklärt wird, wie sich Dieses und Jenes in die Geschichte fügt.

Tl;dr: „Flugangst 7a“ ist ein durch und durch unterhaltsamer Psychothriller, der vermutlich eines von Sebastian Fitzeks härtesten Büchern ist; mit einer brillanten Idee, aber einigen Defiziten bei den Charakteren, der Auflösung und der Plausibilität.