Rezension

Unterhaltsame bis spannende Fantasy, die auf Gewaltorgien verzichten kann

Das gefälschte Siegel
von Maja Ilisch

Bewertet mit 4 Sternen

Vor Generationen hat die Zauberin Ililiané den Erzdämon La-Esh-Amon-Ri in eine Schriftrolle gebannt und gemeinsam mit Damar die Dämonen vertrieben, die das Königreich und die Menschen bedrohten. Die Schriftrolle wurde seitdem von Steinernen Wächtern bewacht, Ililiané zog sich zu den Alfeyn zurück, der Kampf gegen den Erzdämon hatte zu viel Kraft gekostet.

Jetzt, in der Erzählzeit des Romans "Das gefälschte Siegel", Band 1 der Neraval-Sage, wurde das von Ililiané gefertigte Siegel, das die Schriftrolle sicherte, beseitigt und durch ein gefälschtes ersetzt, und Tymur Damarel, Königssohn und Nachfahre Damars, bricht mit Gefährten - zwei Männern und einer Frau - auf, um Ililiané, sofern sie nach solch einer langen Zeit noch lebt, zu suchen, damit sie überprüfen möge, ob der Dämon noch in der Rolle gebannt oder entkommen ist, und ggf. das Siegel erneuere.

Auf der Reise geht es zunächst einmal um die inneren, seelischen Dämonen Tymurs und seiner Gefährten: um Ängste und Liebe und persönliche Ambitionen und das Spiel mit anderen Menschen in wechselnden Masken (das mir manchmal etwas zu viel wurde; die betreffende Figur nervt auf Dauer, aber vielleicht gehört das dazu - man wird sehen, wie sie sich im nächsten Band weiterentwickelt). Die Autorin kommt ganz ohne die Leichenberge aus, die andere Fantasy-Titel brauchen, um Spannung zu erzeugen. Stattdessen gibt es Steinhügel - um mal die spätere Handlung so vorwegzunehmen, dass niemand es verstehen kann, der das Buch nicht gelesen hat. Der Schluss des Buches ist dann eine Art Schock, in dem alles infrage gestellt wird.

Ich wurde als Leser nicht gerade vor Spannung hinweggerafft, aber immer gut unterhalten. Der Schluss ist dann so, dass man unbedingt in Band 2, "Das gefälschte Herz", weiterlesen möchte, der im Frühjahr 2020 bei Klett-Cotta erscheinen soll.