Rezension

Unterhaltsame Kurz-Biografien

Trinker, Cowboys, Sonderlinge - Ronald D. Gerste

Trinker, Cowboys, Sonderlinge
von Ronald D. Gerste

Bewertet mit 4 Sternen

Bei diesen Titel fragt man sich, wieso denn John F. Kennedy in dieser Anthologie voller Kurzbiografien auftaucht. Er sicher kein Cowboy, doch wohl auch kein Trinker. War er ein Sonderling? Nach dem Kapitel über ihn glaube ich auch das nicht, allerdings hatte sein Weg ins weiße Haus (der mit viel Geld von seinem Vater 'unterstützt' wurde), seine Zeit dort und auch das Ende etwas Besonderes. Über seine Vorliebe für schöne Frauen, und dass er seiner Jackie wohl nicht ganz treu gewesen ist, weiß man ja auch Bescheid. Wie ausgeprägt seine Libido allerdings war, war mir tatsächlich neu, ebenso wie sein Lebensmotto "A day without getting laid is a day lost".

Jedenfalls portraitiert Roland D. Gerste hier keinerwegs nur reine Sonderlinge, sondern eben Präsidenten die eher in der hinteren Reihe standen aber doch etwas Besonderes hatten oder taten. Oder im Fall von Calvin Coolidge war das Besondere auch mal jegliche Abwesehenheit von Besonderheit. Oder von überhaupt irgendwas. Der auch als "Silent Cal" bezeichnete Präsident war bekannt dafür, dass er sich nirgendwo groß einmischte und die Wirtschaft ihr Ding machen ließ. Schon fast 100 Jahre vor Trump ließ er die Steuern für die Wohlhabenden senken und vertraute auf das "trickle down" Prinzip, mittels dem am Ende ja alle davon profitieren sollen. Also rein theoretisch natürlich.

Überhaupt macht sich Gerste hier über keinen der Präsidenten irgendwie lustig, sondern präsentiert recht unterhaltsam und gebündelt eine Fülle von (Trivia) Facts. Das ist schon sehr interessant, auch wenn man die Namen der meisten Präsidenten hier bald wieder vergessen haben wird. Die großen geschichtsträchtigen Personen wie George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln oder Franklin D. Roosevelt fehlen. Dennoch habe ich diese 12 Kurz-Biografien interessiert gelesen und vor allem ständig nebenbei irgendwelche Details gegoogelt, die hier nur kurz erwähnt werden.

Etwas verwundert es ja schon, dass bei diesem Buchtitel ausgerechnet der amtierende Präsident der USA fehlt. Der Autor begründet es damit, dass Trump ja eh schon täglich in den Medien präsent ist, da braucht er nicht auch noch in dieses Buch. Vielleicht ist es auch für ein Fazit über ihn noch zu früh. Wieso allerdings George W. Bush nicht vorkommt, habe ich ehrlich nicht verstanden. Gerade auf ihn passen doch alle 3 Bezeichnungen im Titel des Buches.